Das Bett und die Hütte waren eine Wohltat. Das Frühstück genieße ich früh auf der Terrasse der kleinen Hütte und genieße dabei die warmen Sonnenstrahlen. Ich lasse mir Zeit beim packen und laufe gegen halb zehn los.
Hinter dem Camping mache ich nochmals schnell halt am Rema und kaufe mir noch zwei Flaschen Cola und ein par Plunderteile für den Tag. Dann geht es entlang der E9 bis zur Evje Kyrkje. Von hier an laufe ich etwas abseits auf der Radroute 3 durch den Wald. Der Weg führt mich schnurstracks zum Troll Activ Rating Center und wieder an die E9. An der gegenüberliegenden Straßenseite liegen ein paar mächtige Stromschnellen. Zum Glück mit super Aussicht und angrenzenden Rastplatz. Ich setze mich dort auf eine der Bänke und genieße das Schauspiel was Mutter Natur hier abliefert. Die Zeit nutze ich auch gleich um mit Nadine zu telefonieren und um ihr ein kleines Update zu verpassen. Nach einer Dreiviertel Stunde mache ich mich wieder auf den Weg entlang der Strasse.
Den 17. Mai und die Camper habe ich immer noch nicht ganz verkraftet und so versuche ich immer wenn mir eines dieser Ungetüme entgegen kommt so weit wie möglich nach links an den Rand auszuweichen, oder stehen zu bleiben um mich nach hinten über die Leitplanke zu lehnen. Aber alles ist gut. Die Camper und auch alle anderen Fahrzeuge machen einen großen Bogen um mich. So laufe ich noch endlose 28 Kilometer und durch einen Tunnel bis kurz vor Bygland bevor ich einen Schlafplatz auf einer Landzunge am Fjord finde.
Am nächsten morgen geht es zwei Kilometer bis nach Bygland und von dort nur noch bergan zum See Eksæ. Dort soll es laut Karte einen Pfad hinüber ins Tovdal geben. Ich möchte nämlich versuchen den Tag darauf zur Grunnetjørnsbu DNT Hytte aufzusteigen. Aber erst einmal muss ich den Berg hoch. Höhenmeter mach ich genug und auch Strecke. Unterwegs komme ich mit mehreren Bauern ins Gespräch, die mir versichern das der Pfad da sei. Nur der Abstieg soll wohl etwas schwierig sein.
Ich laufe weiter und bekomme immer wieder Wahnsinns Eindrücke zurückzum Byglandsfjord hinunter.
Nach einem quälend langen Aufstieg erreiche ich endlich den See. Ein paar Meter weiter soll gleich der Weg kommen. Ich halte zu meiner Rechten Ausschau, sehe aber nichts. Nach ein paar Minuten sehe ich dann an einer Birke ein orangenes Flatterbändchen. Da muss es wohl rein gehen.
Ich schiebe mich durch die Büsche, steige einen Hügel hoch und sehe nichts mehr. Kein Weg, kein Flatterband, nix! Erst laufe ich noch ein paar Meter, dann wird mir jedoch klar das es ein Fehler war. Sofort krame ich die Karte raus und werfe das GPS an. Meinen Fehler erkenne ich recht schnell. Ich stehe gut 20 Meter neben dem Trampelpfad. Ich schwenke nach links ab und finde mich vor einer Felswand wieder. Die Stöcke nehme ich zur Seite und schalte auf Allradantrieb und wühle mich diese Schräge hoch. An mir läuft so die Suppe hinunter bei der Hitze und ich ärger mich gerade tierisch über mich selbst. Oben angekommen stehe ich nun auch vor den in der Karte eingezeichneten Stromleitung und laut GPS soll hier auch der Pfad her gehen. Nix da! In der ferne kann ich eine Hütte ausmachen. Zumindest ist die auf Karte und Navi auch drauf. Ich wurschtel mich so durch die Büsche.
An der Hütte wird kurz gerastet und dann schiebe ich meinen Hintern um zwei Seen herum. Irgendwann geht es auch bergauf zu dem eingezeichneten Gipfel und dann das Steile Stück hinunter. Unter mir breitet sich das Tovdal aus und um 20 Uhr bin ich aus diesem Steilhang endlich raus.
Ich laufe noch etwas die Strasse hinab und kann am Fluss einen Lagerplatz ausfindig machen. Ich baue nur noch das Zelt auf, koche etwas und verkrieche mich in den Schlafsack. Um zehn Uhr befinde ich mich am kommenden morgen schon am Wegweiser zur Grunnetjørnsbu. Ich habe gerade Empfang und telefoniere noch eine Runde mit Nadine und melde mich für die nächsten Tage ab, da es nun hoch in die Austheiane geht.
Seit heute morgen habe ich Probleme mit meinen beiden Bandscheiben. Die beiden haben mir wohl den Vortag etwas übel genommen. Aber noch hält sich alles in Grenzen.
Ich steige die 11km und 500hm zur Hütte auf und erreiche sie auch nach vier Stunden. Angegeben vom DNT sind 3 Stunden.
Ich beziehe die neue Hütte und schleppe aus der alten direkt einen Haufen Lebensmittel hinüber. Ich will ja hier einen Ruhetag halten. Ich mache es mir auf der Terrasse bequem und darf mir abends einen grandiosen Sonnenuntergang anschauen. Genau wegen solcher Bilder bin ich hier und alle Anstrengungen sind sofort vergessen. Nur ein wenig Unterhaltung wäre nett.
Da fällt mir dann wieder Martin aus der Schweiz ein. Dieser Teufelskerl möchte mit seinen 71 Lenzen den Weg zum Nordkapp hinter sich bringen. Meinen aller grössten Respekt dafür. Er ist einige Tage vor mir gestartet und ist über Evje nach Dølemo und dann in die Austheiane eingestiegen. Ich habe noch Hoffnung das er hier Abends vielleicht einkehrt und ich mit jemanden über die Tour und das Wetter quatschen kann. Aber ich soll die beiden Tage hier alleine bleiben und so nutze ich die Zeit mit Wäsche waschen, Hörbuch hören, Tourbericht schreiben und einfach nur genießen.
Am Mittwoch, ich glaube es ist einer. Mache ich mich auf den Weg zur 21 km entfernten Granbustøyl Hütte. Den Weg bin ich zwei Jahre zuvor schon mit Nadine und Vanja gegangen. Damals war es überaus sumpfig und die Wegmarkierung liessen zu wünschen übrig. Nun bietet sich mir die Austhei einfach nur staubtrocken. Klar ist es mal irgendwo matschig und ich versinke bis zum Knöchel, aber kein Vergleich zu damals. Dafür haben die Wegemarkierungen sehr gelitten. Diese sind an manchen Stellen gar nicht mehr existent und man ist minutenlang am rätseln ob man überhaupt richtig ist.
Nach etwas über neun Stunden komme ich gegen 18 Uhr an der Hütte an. Kurz vor mir hatte Martin aus der Schweiz die Granbustøyl erreicht. Wir sitzen eine Zeit lang draussen auf der Bank unterhalten uns über dies und das, schlürfen dabei eine Dose Obst und wechseln irgendwann als die Mücken zu anhänglich werden in die Stube. Um kurz vor zehn verschwinden wir in die Kojen.
Der kommende Tag scheint wieder heiß zu werden und langsam beschleicht mich der Eindruck, so trocken wie alles ist, das ich einen Mega Sommer abbekommen werde.
Für mich geht es nun weiter in Richtung der Nutevasshytta. Aber so richtig komme ich nicht in die Gänge. Martin verbringt hier heute einen Ruhetag und ich sitze noch bis kurz vor elf mit ihm draussen zum quatschen. Irgendwann komm ich dann doch endlich aus dem Quark und ich mache mich auf den Weg. Hinter der Granbustøyl geht es direkt auf über 900m auf den Rjupetoheij hoch. Von hier oben genießt man eine Wahnsinns Aussicht über unter ein liegenden Grøssæ und die dahinter liegende Ryfilkeheiane. Die Gipfel dort hinten sind noch immer Schneebehangen und ich bekomme bei soviel Fernsicht die Klappe nicht mehr zu und mir rutscht ein „Irre!“ raus.
Dann schlängelt sich der Weg langsam hinunter über Wiesen und in Wald und langsam glaube ich auch ich stehe in selbigen. Ständig umgestürzte Bäume über die man steigen muss und kaum noch existente Markierungen. Ich brauch für 7 Kilometer über 5 Stunden und ich bin froh wie der Wegweiser zur Kvipt Gjestegård kommt.
Ich mache kurz Pause und überlege ob ich weiter zur Nutevasshytta laufen soll, oder doch lieber absteigen und zur Kvipt laufen soll. Wie ich aufstehe zieht es böse in meinem Rücken und ich beschließe nach Birtedalen und entlang des Fyresvatn zu laufen. Meine Bandscheiben ärgern mich ja schon seit ein paar Tagen und es wird immer schlimmer. Sollte ich wieder einen richtigen Schub mit meinen Bandscheiben haben, bin ich zumindest an einer Strasse und nicht im Fjell.
Der Weg ins Tal zieht sich aber das kenne ich schon von 2016 und nachdem ich ein Stück hinter den Serpentinen bin die hinunter zum Fyresvatn führen hält ein Auto neben mir. Mit dem Fahrer hatte ich mich zwei Stunden zuvor unterhalten und er bot mir an mich mitzunehmen. Ich lehne erst ab, steige dann aber ein nachdem er meinte ich könne noch genug Strasse laufen auf NPL. Wir hatten uns zuvor darüber unterhalten und er hat selber einen Freund der die Tour vor ein paar Jahren gegangen ist. Am Ende ist er sogar noch so freundlich und bringt mich zum Fyresdal Bed and Breakfast, wo ich die Nacht verbringe. Die Herbergsbesitzerin erkennt mich auch gleich wieder und fragt wie es meinem Freund geht, den wir damals aus den Bergen abgeholt haben. Die Rede ist von Vanja, der 2016 von der Granbustøyl noch bis zur Nystøyl gelaufen war, dann aber von den ersten Schneefällen überrascht wurde. Er hatte sich dann noch bis zur Tordalsbu gekämpft und auf der Strasse dorthin hatten wir Ihn damals eingesammelt. Wir unterhalten uns noch ein wenig, dann gehe ich duschen und falle total geschafft in die Kiste.
Um zehn stehe ich nach einem richtig guten Frühstück vor dem B&B und laufe die Strasse bis zur Wegkreuzung zum Birtedalvegen. Dort halte ich den Finger hoch und nach ein paar Versuchen hält ein Mann an. Ich frag ihn ob er mich ein paar Kilometer mitnehmen kann.
Kurz vor den Serpentinen vom Vortag lässt er mich dann raus und ich laufe das mir fehlende Stück nach. Gegen halb zwei stehe ich wieder an der Wegkreuzung und laufe die FV355 nun weiter zum 15 Kilometer entfernten Telemark Camping. Die Strecke ist komplett Ereignislos und am Nachmittag stehe ich nach ein paar kleinen Pausen vor dem Roman Kroa, einem Roadstop und zugleich Rezeption des hiesigen Campings. Aber der Laden macht erst um 18 Uhr wieder auf und so gehe ich zum Camping runter. Die Betreiberin ist gerade vor Ort und sagt mir ich solle schon mal mein Zelt aufbauen. Ich baue mein Zelt in der Nähe des Sanitärbereichs auf und koche mir in der Küche einen Kaffee. Dann gehts hoch zum Kroa. Ich bezahle die Nacht und bestelle mir Burger, Fritten und ein Craft Bier. So lasse ich gern den Abend ausklingen.
Dein Schlafplatz am Fjord sieht wahrlich traumhaft aus! Ich wünsche Dir weiterhin gutes Laufen.
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Das war einer der besten Plätze bisher
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Hei Thomas. Wow…was für ein Traumwetter 🙂 Und erst noch alles trocken in diesem „Sumpfgebiet“! Das mit den Pfaden und Tracks, welche oft in den Karten so offensichtlich sind, wird Dir noch mehr passieren. Ich habe oft das Blau vom Himmel geflucht, wenn ich wieder irgendwo in der Pampa stand! Ich hatte mir auch zur Regel gemacht, genau solche „kleinen“ Wege zu berücksichtigen, doch die sind oft uralt und kaum mehr zu sehen. Viele sind laut Einheimischen sogar inexistent. Da heisst es also ruhig Blut bewahren und……..suchen;-)
God tur videre og hilsen fra Sveits
Martin
http://www.norgepalangs2013.com
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Hei Martin,
ja das Wetter hier ist echt eine Wucht im Moment. Da macht das laufen Richtig freude.
In den Karten steht ja auch nicht markierter Track. Und wenn den nur ein paar mal im Jahr ein paar Fischer zu Ihren Hütten nehmen ist da auch kein Pfad erkennbar.
Jetzt bin ich schlauer.
Grüße
Thomas
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