Über Umwege nach Røros

Vom Sandli Overnatting breche ich recht früh auf. Es soll ein ziemlich warmer Tag werden und ich möchte nicht erst los wenn es schon so warm ist. So laufe ich bei angenehmen 17 Grad los und folge der Strasse 681 nach Tynset.

Die 681 verläuft rechtsseitig der Glåma und mehr oder weniger parallel zur E3 auf der anderen Flussseite. Bei den ersten leichten Anstiegen merke ich das Proviantpaket im Rucksack das ich in Alvdal aufgenommen hatte. Ich komme richtig ins schwitzen.

Was mich aber richtig fertig macht sind die Fliegenschwärme die mich umkreisen und in den Wahnsinn treiben. Zwischenzeitlich bin ich sogar am überlegen mir mein Moskitonetz über den Kopf zu ziehen.

Am frühen Nachmittag erreiche ich den Ortseingang von Tynset. Vorbei geht es am Bahnhof, an einem Sportgeschäft, Kiwi Supermarkt, Rema und der Domus Mall. Der gegenüber liegt der Campingplatz Tynset.

Ich miete mich für eine Nacht im Zelt dort ein und muss 165 Kronen hinlegen. Mein teuerster Camping bisher. Aber zumindest gibt es eine Duschmünze dazu.

Nachdem das Zelt steht schaue ich mir die Sanitäranlagen an. Die Duschen waren Naja! Die fünf Minuten die die Duschmünze heiss Wasser abgibt werde ich wohl drunter aushalten. Aber die Toiletten gehen gar nicht. Die Putzfrau war wohl schon länger nicht mehr da. Eher unschön.

Der Domus Mall werde ich am kommenden Tag einen Besuch abstatten. Ich hatte gesehen das es dort einen Sport 1 gibt. Ich will dort nachschauen ob es eine Hose für mich gibt.

Am nächsten morgen stehe ich kurz vor neun vorm Sportladen und warte das er öffnet. Als ich eintrete wird mir auch gleich Hilfe angeboten und kurze Zeit später verlasse ich den Laden mit einer schönen hellblauen Fjällraven Keb.

Ich gehe zurück zum Camping packe alles zusammen und mache mich auf den Weg zur DNT Hütte Knausen. Der Weg zur Hütte ist zwar ein Umweg, aber ich will mir die Gegend anschauen. Auf drei Tage Strasse nach Røros habe ich keine Lust.

Es geht ziemlich monoton der Strasse entlang. Die einzige Abwechslung sind die Fliegen die mir wieder extrem auf die Nerven gehen. Heute sind sie so schlimm, das ich mir das Mückennetz über den Kopf ziehe.

Nach gut 14 km kommt an einem Feldweg ein Schild mit der Aufschrift Knausen. Ich beschliesse dem Weg zu folgen und kämpfe mich sogleich steil bergauf durch den Wald und komme noch einmal so richtig ins schwitzen. Aber der Weg ist eine ziemliche Abkürzung, das merke ich am kommenden Tag. Dann komme ich zu der Hütte, ein richtiges Kleinod.

Ich hole mir am Bachlauf Wasser, koche mir einen Kaffee und setze mich auf die Terrasse und geniesse diese wundervolle Landschaft in der ich mich hier befinde.

Von der Knausen laufe ich nun zur Raudsjødalen DNT. Doch anstelle über den Wanderweg zu gehen entscheide ich mich dafür ein Stück die Hauptstrasse vom Vortag zu nehmen und bei der Bauernschaft Brydalen in das gleichnamige Tal zu laufen. Ich bin extra sehr früh gestartet weil es heute ein richtig heisser Tag werden soll und das wird er auch. Wie ich durch das Brydalen laufe und den letzten grossen Anstieg zur Raudsjødalen nehme brennt die Sonne kräftig vom Himmel. Als ich nach den 16 km auf der Hütte ankomme bin ich durch. Der Schweiss läuft an mir runter. Ich setze mich vor der niedlichen Hütte auf eine der Bänke und verschnaufe ein paar Minuten. Dann hole ich Wasser, koche mir einen Tee und wasche nebenher einmal meine Wäsche. Die hat es nach den letzten beiden Tage in der Hitze dringend nötig.

Später schleiche ich um die Hütte, erklimme einen kleineren Anstieg und schaue auf das Raudsjødalen hinunter. Die DNT Hütte steht am Rande einer Hüttenansammlung, deren Kern eine 150 Jahre alte Meierei bildet, die auch heute noch in Betrieb ist und von Ende Juni bis Ende Juli Museal geöffnet hat und auch ein kleines Café beinhaltet. Schade, den Käse hätte ich zu gerne einmal probiert.

Spät am Abend als ich schon in der Koje liege bekomme ich noch Besuch. Ein Vater mit seiner Tochter, die gerade ihr Sommerprojekt Norge på tvers durchziehen.

Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile und als ich mich wieder in meinen Schlafsack zurück ziehe ist es fast ein Uhr nachts.

Vom Raudsjødalen führt der Weg mich nun zur privaten Hodalen Fjellstue. Der Weg führt einige Kilometer entlang der Raudsjøåa und zu einer kleinen Alm. Nun steigt der Weg stetig an und führt mich bis auf 1120m kurz unter den Gipfel des Stortjønnhøa. Von hier darf ich die Aussicht auf das mit Tentierflechten bewachsene Fjell bewundern und habe sogleich Ausblick auf das Tal mit Hodalen unter mir und das gegenüberliegende Bergmassiv Håmmålsfjellet das ich am kommenden Tag umrunden werde.

Ab nun laufe ich ganz gemütlich hinunter ins Tal, überschreite bei ca. 900m die Baumgrenze und befinde mich wieder inmitten eines Blumenparadieses wieder.

Nur die Mücken und Bremsen die einen hier auffressen wollen stören die Idylle. Aber da es nur noch ein paar Kilometer bis zur Hütte sind nehme ich es halbwegs gelassen.

An der Hodalen angekommen begutachte ich die kleine Hütte. Sienist nichts besonderes, hat aber vier Betten, einen Tisch und ein paar Stühle drin. Sogar Strom gibt es. Aber das beste ist die kostenfreie Dusche in der Fjellstue.

Am kommenden Tag ist es als ich los will leider am regnen. Der Wetterbericht hatte wohl recht das der Tag nicht so doll werden soll. Ich ziehe vorsichtshalber meine Regensachen an und mache mich auf den Weg.

Eigentlich hatte ich überlegt die Narjodet DNT Hütte zu überspringen und noch den Aufstieg bis vor Røros in Angriff zu nehmen, um mit Blick auf die Stadt zu campieren. Denn die Wegstrecke beträgt laut Ut.no nur knapp 15km

Es geht gut zwei Kilometer der Strasse nach. Dann zweigt der Wanderweg rechts in den Wald ab. Es macht einfach nur Spass in dieser Landschaft zu laufen und so stört es mich auch nicht das es stetig bergauf geht.

Nachdem ich die Baumgrenze überschritten habe, geht es wie am Tag zuvor durch eine mit Rentierflechten bewachsene Landschaft. Die Flechten reichen soweit das Auge reicht. Unglaublich dieser Anblick!

Immer wieder nieselt es und als es langsam in Richtung Tal hinunter geht fängt es ordentlich an zu winden und zu schütten. In meine Regensachen bin ich ja eh schon eingepackt.

Als ich an den Bauernhof komme wo auch die DNT Hütte steht stürmt es richtig und ich beschliesse den Tag hier zu beenden. Mir passt es zwar nicht wirklich, aber jetzt noch auf den nächsten Berg laufen und das Zelt bei dem Wetter aufbauen wenn ich es doch hier trocken und warm haben kann wäre auch quatsch.

Also rein in die Hütte, raus aus den nassen Sachen und den Ofen angefeuert.

Die Hütte habe ich wieder einmal für mich allein und so kann ich mich schön breit machen.

Auch für den kommenden Tag soll der Wetterbericht recht behalten. Es ist ziemlich böig und dazu mit acht Grad sehr frisch. Aber dafür gibt es ja warme Kleidung.

Um kurz nach acht bin ich schon auf dem Weg nach Røros. Ich will dort nicht ganz so spät ankommen um mir evtl noch am Nachmittag den Ort anzuschauen. Ausserdem will ich dort wieder einen Ruhetag einlegen.

Von der DNT Hütte geht es zunächst entlang der Hauptstraße. Dann folge ich einer kleinen Schotterpiste den Berg hinauf, um nach ein paar Kilometern auf den Wanderweg abzuzweigen.

Wieder geht es durch Birkenwald mit Wildblumen. An diesem Anblick kann ich mich einfach nicht satt sehen.

Am höchsten Punkt des Tages hat man einen guten Blick zurück ins Tal.

Nun verläuft der Weg ein wenig im Zickzack und ich laufe einige Kilometer entgegen gesetzt um dann wieder zurück auf den alten Kurs zu schwenken. Aber so nehme ich zumindest jeden Gipfel hier oben mit.

Dann kommt auch schon Røros in Sicht, aber es soll noch gut zwei Stunden dauern bis ich dort ankomme. Das macht aber nichts, denn der Weg läuft sich einfach wunderbar und es gibt immer etwas zu bestaunen in der Landschaft.

Um halb drei bin ich schon in Røros und laufe zum Fjellheimen Pensionat hoch und ergatter dort das letzte Zimmer. Es ist Wochenende und das merkt man an der Auslastung der Pensionen.

Zum Abend hin laufe ich noch in den alten Stadtkern mit der Kirche hinein und ich verliebe mich sofort in diese alte Bergbaustadt.

In der Kaffeestugu esse ich noch zu Abend, dann gehe ich zurück zur Pension.

Am nächsten Tag, das habe ich mir schon vorgenommen, mache ich die Stadt unsicher.

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