Hardangervidda på langs – Von Haukeliseter nach Finse – Teil 1

Die Hardangervidda zu durchwandern und den Hardangerjøkul zu sehen war schon sehr lange ein Traum den ich mir verwirklichen wollte.

Diesen Herbst wollten wir die Strecke endlich angehen. Für mich sollte es dann auch ein letzter Test mit der Ausrüstung für meine Norge på langs Tour im kommenden Jahr sein und auch ob ich mit den 30kg Gewicht im Rucksack klar komme. Denn mit solch einem Gewicht war ich bisher noch nie längere Zeit unterwegs.

Am 07.09 reisten wir mit dem IC von Dortmund nach Kiel, wo wir dann am Vormittag ankamen. Im Hafen lag bereits unser Schiff, die Color Magic, die uns über Nacht nah Oslo bringen sollte.

Da wir bis zum Boarding noch jede Menge Zeit hatten, machten wir es uns im nahen Vapiano zum Mittag bequem.

Um 13 Uhr fanden wir uns dann im Terminal zum Check-In ein, welches eine knappe halbe Stunde später begann. Um kurz vor zwei hatten wir bereits unser Gepäck in der Kabine und standen auf dem Achterdeck der Fähre und beobachteten die Vorbereitungen fürs ablegen. Fast pünktlich auf die Minute legte das Schiff ab und wir ließen es uns den Rest des Tages auf diesem schwimmenden Hotel gut gehen.

 

08.09.2017

Am Morgen hieß es sich erstmal den Bauch an dem riesigen Frühstücksbüffet voll schlagen, bevor das Schiff um zehn dann in Oslo anlegte.

Nachdem das Schiff festgemacht und wir von Bord waren, suchten wir uns eine Poststelle. Wir schleppten seit Dortmund zwei Pakete mit Lebensmitteln von 17 kg Gewicht für unseren Freund Vanja (Norge på langs 2017) mit uns rum. Diese sollten nun ihren Weg zu seinem Depot im Geilo Vandrerhjem finden, wo er sie dann in ein paar Wochen aufnehmen soll.

Die Post fanden wir relativ zügig und die Pakete waren schnell aufgegeben.  Auch wenn es dennoch ein kleiner Akt war. Denn wir wollten in Norwegen Pakete durch Norwegen versenden, ohne einen festen Wohnsitz. Man sah das der gute Postbeamte sichtlich genervt war.

Da wir noch Zeit hatten bis unser Bus nach Haukeliseter abfahren sollte, vertrieben wir uns noch ein wenig die Zeit im DNT Store und auf einen Kaffee im Bahnhof bei Starbucks. Um kurz vor 13 Uhr fanden wir uns am Busbahnhof ein und warteten nur noch darauf das der Bus abfährt.

Um 19.30 Uhr erreichten wir im strömenden Regen die an der E134 gelegene Haukeliseter Fjellstue.

An der Rezeption buchten wir uns Bettenlager und Frühstück und verfrachteten unsere Klamotten in die Vierbettstube auf der gegenüber liegenden Seite des Hauptgebäudes.

Etwas später fanden wir uns im Haupthaus zum Abendbrot ein. Den Burger auf Haukeliseter kann ich nur empfehlen!

 

09.09.2017

Nach dem mehr als reichhaltigen Frühstück, mit frisch gebackenen Brot aus der eigenen Backstube, packten wir unsere Sachen zusammen und machte uns auf den Weg zu unserer ersten Tagesetappe. Der Tag war ein einziges grau in grau und so beschlossen wir uns im voraus für die Regenjacken, auch wenn es zur Zeit trocken war.

Es wurden noch ein paar Fotos gemacht, dann ging es über die Straße und an den ersten Anstieg.

Mir sagte mal jemand, „wenn der Weg ein Bach ist, der Bach ein Fluss und der Fluss ein Strom, dann hat es geregnet“. Den Bach hatten wir dann direkt beim Aufstieg.

Die letzten Tage hatte es in der Region zu genüge geregnet und ich machte mir schon im Vorfeld wegen der ein oder anderen Flussquerung Sorgen. Nun war bereits hier einige hundert Meter hinter der Fjellstue der Weg ein ordentlicher Bachlauf. Aber alles kein Problem. Es war zwar nicht toll zu laufen in dem gematsche, aber das wars auch schon.

So stapften wir hinter einer Gruppe Frauen durch den herabfließenden Bach hinauf. Die Frauen zogen mit ihren Tagesrucksäcken dann langsam das Tempo an. Nachdem das Gelände langsam ebener würde sahenn wir die Gruppe gerade noch hinter einem Hügel verschwinden.

Da war es dann auf einmal wieder. Stille! Wir blieben zwischen den Hügeln stehen und lauschten in die Natur hinein. Nichts bis auf einen leisen Wind. Wir gingen langsam weiter.

Der Weg schlängelte sich bergauf bergab, mal links mal rechts und vorbei an kleineren Seen und um uns ragten schroffe Gipfel in die Höhe.

Auf Höhe des Mannevatn Sees, es ging gerade über ein kleines Geröllfeld bergab, setzte erst leichter Nieselregen und kurz darauf kräftiger Sprühregen ein. Wir pausierten und kramten aus den Rucksäcken die Regenhosen hervor und zogen die Regenhüllen über unsere Schwerlaster. Dann ging es weiter. Keine halbe Stunde hinter dem Mannevatn lag unser erstes Hindernis. Ein recht breiter Bach schlängelte sich zu unserer linken einen Berg herab. Weiter oben noch ziemlich schmal. Dafür aber mit ziemlich reissenden Wasser. Wir versuchten unser Glück am unteren Teil des Baches. Dort war er zwar ziemlich breit, aber nicht so tief. Von der anderen Seite kam gerade eine Gruppe Wanderer die dann aber zu ihrer rechten den Bach entlang hoch zogen und einen Weg suchten. Wir setzten die Rucksäcke ab, zogen Schuhe und Socken aus und schlüpften ins unsere Watschuhe. Dann ging es durch den bis ans Schienbein reichenden tiefen und vor allem kalten Bach.

Auf unseren Plan stand heute definitiv noch die beiden Sommebrücken auf unserem Weg zu passieren. Auf unserem Weg hatten wir längere Zeit einen wunderschönen Wasserfall vor Augen. Wir glaubten sogar das rauschen des Wassers zu hören.

Die erste der beiden Sommerbrücken erreichten wir nach einiger Zeit. Die Brücke bestand aus zwei Stahlrohren auf denen mehrere Holzplatten mit je einem Seil pro Seite fixiert wurde. Darunter strömte das Wasser reissend und gurgelnd hindurch. Das rauschen das wir die ganze Zeit hörten, stammte dann auch nicht vom Wasserfall, sondern von dem Bach der in Richtung des Wasserfalls floss.

Nun wo wir die erste Brücke hinter uns hatten, hieß es noch einen ziemlichen Anstieg zu bewältigen. Dieser kostete uns nochmal einiges an Kraft und wir waren zwischenzeitlich versucht wieder abzusteigen und an der Brücke zu campieren. Dann jedoch waren wir über den Gipfel hinweg und es ging langsam aber allmählich wieder bergab und nach einiger Zeit konnten wir dann auch die zweite Brücke ausmachen.

An dieser Brücke machten wir etwas oberhalb einen ebenen Lagerplatz mit schöner Sicht auf die beiden Seen aus. Zwischenzeitlich hatte es sogar aufgehört zu regnen und so konnten wir das Zelt gut aufbauen. Beim aufbau wurden wir sogar von fünf neugierigen Schafen besucht. Aber ihen war das rumgefuchtel mit den Isomatten nicht ganz geheuer und so zogen sie blökend ihres Weges. Wir hatten eben alles verstaut und saßen beim Abendbrot als der nächste Guss herunter kam.

 

10.09.2017

Die Nacht über hatte es ordentlich geregnet. Um so glücklicher waren wir das wir das Zelt am Morgen in einer Regenpause abbauen konnten. Aber weit gefehlt. Wir hatten im inneren alles zusammen gepackt, da fing es wieder an zu schütten. Also nichts mit einem halbwegs trockenen Zelt. Es schüttete und windete und wir hatten schon ein wenig Mühe das klatschnasse Zelt bei dem Wind zusammen zu legen.

Wir schulterten die Rucksäcke und machten uns auf den Weg. Heute stand die nur acht Kilometer entfernte Hellevassbu auf dem Programm.  Auf die Hüte freuten wir uns besonders, war sie doch baugleich mit der Reinheim Hytta im Dovrefjell. Und diese Hütte hatten wir damals wegen ihrer absolut gemütlichen Atmosphäre ins Herz geschlossen.

Der Weg führte von unserem Lagerplatz entlang zur linken des Gipfels Årmoteggi. Direkt nach dem Anstieg standen wir vor einem doch recht großen Altschneefeld, das bis zur Talsohle hinunter reichte und nun zu passieren galt. An dem Schneefeld knüpfte ein Dammweg an, der sich bis hinüber zum nächsten Berg zog.

Von unserer Position blickte man über das Schneefeld und das komplette Tal das im Dunst lag. An einem schönen Tag wäre dies sicherlich ein Tag zum verweilen gewesen, aber heute wollte man nur aus diesem Mistwetter heraus. Durch den Regen der letzten Tage war die Landschaft um die Bachläufe zu waren Sumpflandschaften verkommen und nicht selten versank der Fuß bis über den Knöchel im Schlamm. Dann erreichten wir den Simletindvatnet an dessen Nordseite wir die nächste Brücke erhofften. Leider war der Weg dorthin dann auch leider eine ziemliche Herausforderung, die mit Schlamm Knöcheltief und tiefer aufwarten konnte. Dann lag sie auch zu unserer rechten, eine kleine Hängebrücke. Wir passierten die Brücke. Unter uns gurgelte ein ein Wildbach durch Stromschnellen. Eine Passage ohne Brücke wäre in der Umgebung nicht möglich gewesen. Auch der Rest des Weges gab dan noch einmal alles. Über Steine ging es den Weg entlang.  Bei einem Fehltritt war der Fuß dann auch mal gut und gerne bis zum Schaft weg. Nadine fluchte so manches mal. Denn ihr Stiefel ließ so langsam, trotz Gore-Tex, Wasser ins innere.

Glücklicherweise konnten wir bei der umrundung des Simletind dann schon bald die Hellevassbu in einiger Entfernung ausmachen. Einige hundert Meter zu ihrer rechten lag dann die Sommerbrücke. Eine lang gespannte Hängebrücke die bei der Überquerung gut am schaukeln war. Nun hieß es noch einen kleinen Hügel mitzunehmen und wir waren endlich da. Lust weiter zu gehen hätten wir auch wahrlich nicht mehr gehabt. Das Wasser lief an uns runter, den Dreck hatten wir bis zu den Knien und die Regenhülle meines Rucksacks konnte durch die Menge an Ausrüstung nicht alles abdecken. So war auch mein Rucksack in Mitleidenschaft gezogen worden. Zum Glück hatte ich im Vorfeld alles wichtige in Exped Packsäcke  verstaut.

Wir luden die Schwerlaster auf der Bank vor der Hütte ab und zogen unsere nassen Klamotten und Schuhe im Vorraum aus. Dann betraten wir die eigentliche Hütte. Offenbar waren wir allein. Wir machten es uns in einem Vierbett Zimmer bequem und ich warf den Ofen im Flur, der auch als Trockenraum diente an. Dann ging es rüber in die Wohnstube. Die Hütte war bis auf kleine Abweichungen wirklich Baugleich mit der Reinheim. Nur der separate Trockenraum fehlte. In der Wohnstube entfachte ich auch den Ofen. Dann hieß es.  Nochmal rein in die Regenjacke und in die Schuhe und raus zum Küchenfenster. Dort reichte Nadine mir die Wassereimer die ich nach und nach am See füllte.

Bei meiner Rückkehr machten die beiden Öfen bereits ordentlich Temperatur und so wurden die Nassen Sachen inklusive Zelt im Trockenraum aufgehängt.

Gegen Abend lief noch ein Belgier ein, der im Juni in Oslo gestartet war und nun zu Ende September in Stavanger seine Reise beenden will. Einige Zeit später trafen dann noch zwei Mädels aus den USA ein, die auf dem Weg zur Trolltunga waren.

 

11.09.2017

Um halb sieben klingelte der Wecker. Eigentlich wollten wir an diesem Tag die Etappe bis zur Litlos hinter uns bringen. Jedoch hatte sich bereits in der Nacht das Wetter ziemlich verschlechtert und der Wind drückte den Regen gefühlt waagerecht gegen die Scheibe. Nun saßen wir am Frühstückstisch.

Es war halb acht und der Regen trommelte noch immer gegen die Scheibe. Schön geht anders dachten wir uns und so überlegten wir ob wir bereits am dritten Tag der Tour eine Pause einlegen sollten, in der Hoffnung das dass Wetter am kommenden Tag besser werden würde. Der Belgier machte sich um acht auf den Weg nach Haukeliseter. Klar bei ihm lief die Uhr. Mir würde es im kommenden Jahr auf meinem Weg nach Norden nicht anders gehen. Da könnte ich auch nicht jeden Schlechtwettertag in einer warmen Hütte aussitzen. Aber nun war das hier in erster Linie Urlaub und da muss man sich nicht alles antun. Also beschlossen wir den Tag auszusitzen und darauf zu hoffen das es am kommenden Tag besser ausschaut. Die beiden Amerikanerinnen saßen das Wetter auch aus. Hatte sich eines der Mädels auf dem Weg hier her doch die Ferse ziemlich wund gelaufen und konnte nun nicht richtig auftreten.

Den ganzen Tag schlichen wir durch die Hütte, saßen mal hier in der Ecke oder dort in der Ecke. Mal mit einem Kaffee in der Hand und mal mit nem Tee. Aber immer mit dem Blick zum Fenster und dem miesen Wetter.

 

12.09.2017

Am morgen hatte der Regen wie auch der böige Wind nachgelassen und so machten wir uns bei leichten Nieselregen auf um die ca. 17 km bis Litlos hinter uns zu bringen. Die beiden Amerikanerinnen wollten dann noch einen Tag bleiben. Die Ferse des einen Mädels war wohl immer noch nicht in Ordnung und sie hätten ja auch noch genug Zeit eh sie nach Hause müssten.

Wir hofften nur das die beiden klar kommen würden mit ihrer minimalistischen Ausrüstung und hofften auch irgendwo das sie den DNT nicht um die Nächte wie den entnommenen Proviant bescheissen würden. Denn das Zahlungsformular hatten wir noch nirgends gesehen.

An dieser Stelle kann und möchte ich einfach jeden Wanderer daran erinnern wie einzigartig das Hüttensystem in Norwegen ist. Es beruht auf absoluter Vertrauensbasis und ich finde es einfach nur schade wenn Wanderer dieses System missbrauchen. Jeder der diese Hütten besucht sollte sich einmal überlegen wie Lebensmittel, Brennholz, Gas usw. dort hin kommen. Das alles ist mit einem ziemlichen Aufwand verbunden. Ebenso Material zum ausbessern der Hütten dort hin zu bringen ist aufwändig. Und das sollte es einem die 30-40€ die Nacht dann auch wert sein.

Nun hieß es für uns das Buadalen hinauf zu steigen. Doch schon nach ein paar hundert Metern hatten wir unseren Weg in einem Geflecht aus Pfaden verloren. Das Fenster einer Hütte neben der wir standen öffnete sich und ein älterer Herr zeigte uns wo der Weg lang geht. Wir bedankten uns vielmals, denn wir wären falsch gelaufen.

Dann zog sich der Weg den Berg hinauf und brachte uns trotz Nieselregen und Kälte sofort mächtig ins schwitzen.

Je höher wir kamen um so dichter wurden die Wolken. Wir hatten uns bereits auf 1300m hochgeschraubt und liefen nun mitten in den Wolken durch Geröll. Dafür hatte aber der Regen endlich aufgehört.

Beim queren des Ablaufs des Sigridtjørni kam dann endlich für einen kurzen Augenblick die Sonne heraus. Der Ablauf war ein kleiner Balance Akt und und auf den Rostfarbenen Flechten rutschte ich so einige Male fluchend weg.

Nadine war gerade über den Fluss rüber, da hieß es auch schon wieder alle Schotten dicht. Was als feiner Nieselregen begann, steigerte sich zu einem sehr kräftigen Guss der uns für die nächsten zwei Stunden begleiten sollte.

Dann kam auch bald der Abstieg zum Søre Belebotn und auch der See selber in Sicht. Der Abstieg selber war schon auf der Karte als recht Steil eingezeichnet und nun standen wir am Weg nach unten. Ich fragte mich schon wie ich Nadine da runter bekomme, da ich ja weiß wie sehr sie steile Abstiege vor allem bei Regen mag. Und in diesem Moment regnete es nicht es kübelte einfach nur so und das Wasser lief über und zwischen dem Geröll hindurch. Also machten wir uns langsam an den Abstieg. Der fiel dann doch bis auf ein paar kleinere Stellen leichter aus als Gedacht.

Am Fuss des Hanges angekommen schlängelte sich nun der Weg entlang eines Baches unt hinunter zum See Klergatjørn. Dort kam uns ein Wanderer entgegen der am Morgen an der Litlos gestartet war. Auf meine Frage mit den Sommerbrücken entgegnete er das alle noch stehen würden. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Wir tauschten noch ein wenig Infos über die Wege aus und zogen von dannen.

Blick hinunter zum Klegatjørn und dem dahinter liegenden Søre und Nordre Belebotn

Hinter dem Klegatjørn verzweigte sich der Weg nun ein wenig und wir bogen nach Rechts ab in dem Glauben dem richtigen Pfad hinter her zu laufen. Unser Fehler wurde uns eine viertel Stunde später bewusst. Da der Weg den wir genommen hatten aber auch hinunter zur Brücke führen sollte liefen wir weiter. An einer Ferienhaussiedlung angekommen mussten wir feststellen das die Brücke gar nicht an der eingezeichneten Stelle liegt, sondern ein ganzes Stück weiter links. Hätten wir den anderen Weg genommen, wären wir ohne Umweg dorthin gelangt. Egal zum jammern war keine Zeit. Wir wollten heute noch nach Litlos. Aber vor allem wollten wir aus diesem Mistwetter heraus.

Wir liefen Querfeldein hinüber zur Brücke und wechselten die Flußseite. Jetzt ging es durch ein Geröllfeld zur nächsten Brücke. Die stellte sich beim näher kommen als zwei Brücken heraus, welche über einen reißenden Fluss gebaut waren. Wären die beiden Brücken bereits abgebaut gewesen hätte das wahrscheinlich das Ende der Tour bedeutet. Nirgends war eine Stelle in Sicht wo man hätte furten können und auch auf dem weiteren Weg konnten wir keine Möglichkeit ausmachen. Hier wäre dann nur ein Umweg von 46km eine Option gewesen. Aber dafür hätten wir bei dem durchgeweichten Gelände knapp drei Tage für gebraucht.

Nun zog sich der Weg links entlang des Prestkona hoch und fiel dann sanft zum Litlosvatnet ab. Kurz vor einer Flussquerung konnten wir dann auch einen Blick auf die Litlos DNT erhaschen. Jetzt waren es nur noch gute zwei Kilometer bis zur Hütte. Die waren auch schnell runter gerissen und wir freuten uns wie bolle in die warme Stube zu kommen.

Kurz vor uns waren zwei Wanderer auf Litlos angekommen. Beide lernten wir dann in der Hütte kennen. Es waren Fredrik Karlstad und seine Begleitung. Fredrik war seit Juni auf Norge på langs Tour vom Nordkapp nach Lindesnes und scheute sich nicht die ein oder andere Frage zu beantworten. Ein echt symphatischer Kerl muss ich sagen.

Für uns ging es nachdem wir uns aus den nassen Klamotten gepellt und unsere Sachen im Schlafraum verstaut hatten in der Stube auf die Eckbank. Mit leckeren Suppe und einer heißen Schokolade genossen wir den Blick aus dem Fenster.

 

13.09.2017

Um acht Uhr standen wir am Morgen bereits mit geschulterten Rucksäcken vor der Litlos. Wir wollten heute unbedingt die 21km bis zur Hadlaskard DNT im Hallaskardalen schaffen.

Der Weg schlängelte sich hinter der Litlos zum Berg Holken hinauf. Von dort oben konnte man nun über die gesamte vor uns liegende Ebene blicken.

Nach 5km erreichen wir die Stelle an der eine Sommerbrücke liegen soll. Und ja sie liegt da. Nur nicht genau da wo sie sein sollte. Sondern feinsäuberlich aufgestapelt in der Nähe des Ufers. Vor uns rauscht ein Strom von einem See in den nächsten. Mir bleibt für einen Moment die Luft weg bei dem reißenden Wasser. Nadine ist ebenso sprachlos wie ich. Wir schauen uns nur fragend an. „Scheiße“! Rutscht es mir raus. „Wieso ist diese scheiß Brücke nicht mehr da“? Ich bin wütend und ratlos zugleich. Dann wird uns langsam klar das die DNT Mitglieder die die Litlos bewirtschaften wohl die Brücke abgebaut haben als sie diese vor zwei Tagen geschlossen hatte. Wir schauen uns beide um und beginnen den Fluss erst nach links und dann nach rechts auf eine Stelle abzusuchen wo man durch kommen könnte. Nach fast einer dreiviertel Stunde des suchens finden wir eine Stelle an der man durch kommen könnte. Diese ist jedoch so tief das wir die Hosen ausziehen müssen.

Ich bin als erster aus den Klamotten raus und sage Nadine das ich die Stelle einmal antesten möchte ob man überhaupt durch kommt. Das Wasser ist hier sehr ruhig als auch dementsprechend tief. Nach nur ein paar Schritten stehe ich fast bis zu den Shorts im Wasser. Ich mache noch einen Schritt und spüre keinen Grund unter den Füssen. Hier würden wir nicht durch kommen. Ich drehe um und steige aus dem eiskalten Fluss. Nadine schaut mich nur ratlos an. „Zu tief?“ fragt Sie. Ich nicke nur und zeige auf eine andere Stelle wo ich es versuchen möchte. Ich laufe das Ufer auf und ab und beschließe in die vollen zu gehen. Ich schnalle mir den Rucksack wieder um und werf mir die Stiefel um den Hals. Dann steige ich langsam ins Wasser. Das Wasser geht mir bis zu den Knien, bis zu den Oberschenkeln und fast bis zum Schritt. Aber dann wird es nicht tiefer. Nur die Strömung zerrt ganz schön an mir und es ist schwierig mit dem Trekkingstock ordentlich halt zu finden, da er ständig weggezogen wurde.

Am anderen Ufer angekommen entledigte ich mich des Rucksacks und der Schuhe und machte mich auf den Weg zurück.

Ich schnappte mir Nadine ihren Rucksack und sagte ihr das Sie immer hinter mir bleiben solle. So ging es dann wieder durch den Fluss.

Am anderen Ufer angekommen ließen wir unsere Beine erst einmal wieder Temperatur bekommen und machten eine kleine Pause. Dann machten wir uns wieder auf den Weg. Wir hatten durch das furten bereits zu viel Zeit verloren.

Die nächsten Kilometer waren ein stetiges auf und ab. Rauf auf den Hügel und wieder runter in den Schlamm und ins nass. Nach dem gefühlten xten mal wo wir bis über den Stiefelschaft im Schlamm versanken, meldete Nadine Wassereinbruch in ihren Stiefeln. Aber es schien sich noch halbwegs in Grenzen zu halten. Meine Hanwag Ancash hielt bisher dicht. Das wird auch am Material gelegen haben.

Am späten Nachmittag, nachdem wir den ganzen Tag entlang des Flusses Grøno gelaufen sind, stiegen wir dann nach Åremot ab. Der Weg fiel recht steil ab und ührte uns in ein Grasbewachsenes Tal hinab. Hier mussten wir nun einen kleinen Wildbach queren. Da keine Stelle wirklich flach war hieß es wieder einmal Stiefel ausziehen und hindurch waten. Auf der anderen Seite des Baches ging es für einige Zeit durch das Tal um dann in einem ordentlichen Anstieg den nächsten Gipfel zu erklimmen. Wir merkten das wir den ganzen Tag schon unterwegs waren, denn es war sofort die Luft raus und wir blieben gefühlt nach zehn Schritten wieder stehen um Sauerstoff in die Lungen lassen. So kaputt fühlte ich mich sonst eigentlich nur nach 21 km Halbmarathon. Nadine ging es da kein Stück besser.

Nach dem Aufstieg ging es wieder etwas ebener zu und schon bald standen wir vor einer kleinen Schlucht. Wir fühlten uns an den Dårolglupen aus dem Rondane Nationalpark erinnert. Nur waren hier die Geröllbrocken nicht so groß und zahlreich wie damals. Schon kurz nach dem Einstieg sahen wir in etwas Entfernung immer wieder etwas durch die Felsen huschen. Dieses etwas kam mit der Zeit immer näher und stellte sich dann bald es extrem neugieriges Hermelin heraus das nach einiger Zeit des bestaunens und sich nicht bewegens knapp auf einen Meter an uns heran kam. Ein total süßes Tier das wir noch Stunden hätten bewundern können. Aber wir mussten weiter und der Tag neigte sich langsam dem Ende entgegen.

Weiter ging der Weg wieder entlang des Flusses der nun den Namen Veig trug und auch immer wieder durch Sumpfland. Langsam fing es an zu dämmern und wir waren noch gut 5 km von der Hütte entfernt. Wir kramten vorsorglich die Kopflampen heraus und mussten sie kurze Zeit später auch schon einsetzen. So langsam schauten wir uns im Dämmerlicht nach einem Lagerplatz um. Aber nirgends war was ordentliches auszumachen und wir hoffen auch langsam hinter jedem Hügel die Hadlaskard sehen zu können. Dann nach einer Biegung, es war bereits dunkel, sahen wir Licht im Tal. Wir freuten uns wie Bolle das die Hütte endlich in Sicht ist. Nun wollten wir den letzten Rest an Strecke hinter uns bringen und eine warme Stube genießen.

Die Hütte war gefühlt nur noch einen Steinwurf entfernt, da standen wir wieder einmal vor einem Fluss. Dieser Zufluss zur Veig war recht breit und war augenscheinlich auch recht tief an machen Stellen. Was nun tun. Noch einmal Stiefel aus und hindurch waten oder hier oberhalb des Hanges das Lager aufbauen.

Nadine bat darum hier zu nächtigen, da Sie im Stock dunklen nicht mehr durch den Fluss wolle und so langsam auch die Kräfte nachließen. Also gingen wir die Böschung wieder hinauf und schlugen an einer ebenen Stelle unser Lager auf. In einem Kilometer Entfernung sahen wir die Lichter der Hadlaskard.

Abendbrot und Tee im Zelt. Der Kondens zeigt es , die Nacht wird kalt

Haben wir eben am kommenden Tag genug Zeit dort.

 

14.09.2017

Die Nacht war ziemlich frisch und beim öffnen des Zeltes bröckelt Eis von den Wänden der Aussenhaut. Wir ziehen uns direkt an und machen uns fertig. Frühstücken wollen wir auf der Hadlaskard.

Dann die nächste Überraschung. Unsere Stiefel sind steif gefroren. Kein Wunder bei dem ganzen Wasser das wir am Vortag durchquert hatten. Ich komme noch halbwegs in eine Stiefel hinein. Nadine hingegen hatte ja Wassereinbruch und hat dementsprechend auch von innen gefrorene Stiefel.

Nachdem das Zelt verstaut und die Rucksäcke geschultert sind, machen wir uns auf den Weg zur Hütte. Wir furteten den Fluss, was dann doch total einfach war und liefen auf die Hängebrücke der Hadlaskard zu. Dort angekommen wurden wir direkt von einer Truppe Jäger begrüsst die die Hadlaskard als Basis für ihre Touren benutzen. Sie fragten uns natürlich sogleich ob wir das gestern Abend in der Dunkelheit gewesen wären. Wir erzählen den Männern ein wenig vom Vortag, wobei diese nicht verstehen können warum wir den Fluss nicht mehr durchquert hatten. Das sagte dann auch jemand der Gummistiefel bis fast zu den Knien anhatte. Wir können drüber lachen und verabschieden uns bis später an der Hütte. Dann laufen wir über die schwankende Hängebrücke.

Die Hadlaskard macht von aussen einen sehr gepflegten Eindruck mit ihrer großen Terrasse an der Seite und der kleinen überdachten Terrasse an der Rückseite. Beim betreten des Vorraums war sie dann wieder ein wenig abrescheckend. Das betrifft auch die Zimmer, die ihre besten Jahre schon lange hinter sich haben. Dafür war dann die Stube und die Küche wider aller liebst eingerichtet und man wollte von der Eckbank gar nicht mehr hoch.

Nachdem wir uns in einem Zimmer im Obergeschoss breit gemacht hatten und die Sonne an Kraft gewann machten wir es uns mit unseren Schreibsachen, einer Tasse Kaffee und Frühstück auf der Terrasse bequem. Die Veig funkelte nur so in der Sonne und durch das Tal zu unserer rechten konnten wir beobachten wir der Hårteigen, der Nationalberg der Hardangervidda , sich die Wolken abschüttelte.

Den restlichen Tag verbrachten wir einfach nur faul auf der Bank im freien oder in der Hütte vorm Ofen. Zum späten Nachmittag hin brachte dann noch ein Hubschrauber einen weiteren Trupp Jäger aus Trondheim heran und zum Abend trudelten noch ein paar Wanderer aus Richtung Hedlo ein. So langsam wurde es wirklich voll auf der Hütte und bis auf das Bettenlager waren auch alle Zimmer belegt.

Wir ließen den Abend in aller Ruhe ausklingen und verkrochen uns dann nach zehn langsam in unsere Kojen. Am nächsten Tag wollten wir dann die Etappe nach Vøringfoss und zum Fosslihotel in Angriff nehmen.

 

 

Hier geht es zweiter mit Teil 2 des Reiseberichts

 

 

12 Gedanken zu “Hardangervidda på langs – Von Haukeliseter nach Finse – Teil 1

  1. Mich würde interessieren, wie Du auf die 30 kg Gepäck kommst, die Du am Anfang erwähnst. Über Packlisten kann man ja endlos diskutieren, aber ich finde dieses Gewicht auf der Liste, die Du hier im Blog hast nicht wirklich (auch wenn man noch ein paar Tage Proviant draufschlägt)

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  2. woidwuid

    Sehr schöner Text. Ein tolles Abenteuer!
    Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, 30 kg sind echt heftig aber auch mal schnell erreicht. Hut ab! Aber manchmal hilft es ja nichts. Wird ja wenigstens jeden Tag leichter. 😉

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  3. Es sind genau etwas über 28kg gewesen.
    Hatte eben noch einmal nachgeschaut.
    Proviant hatte ich für 16 Tage mitgeführt. Ohne Lebensmittel wäre ich auf 20kg gekommen.
    Ich habe mir das Gewicht dieses mal auch nur angetan, weil es für mich ein Test mit Ausrüstung und Gewicht für meine Tour im nächsten Jahr Mai sein sollte.

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  4. Hallo Thomas, schön, Euch am Wochenende kennengelernt zu haben. Hab grad den ganzen Bericht aufgesogen und freu mich schon auf Teil 2. Im August 2018 geht es dann für uns da hin. Da starte ich erst beim ThorXtri und anschließend wandern wir noch im Hardangervidda.

    Gefällt 1 Person

    1. Hey Tom,
      uns geht’s genauso. Es war ein wirklich tolles Wochenende mit euch allen und ich freue mich schon auf eine eventuelle Fortsetzung in 2018.
      Freut mich das dir der Bericht gefallen hat. An Teil 2 schreibe ich gerade mit Hochdruck.
      Euch wünsche ich ganz viel Spaß im kommenden Jahr in der Hardangervidda. Ihr werdet es dort lieben.

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  5. Pingback: Hardangervidda på langs – Von Haukeliseter nach Finse – Teil 2 – wanderbarepfade

  6. Tim

    Hallo Thomas,
    Danke für den Bericht. Wie teuer war das Porto für die Pakete nach Geilo ( bzw. Das Paket/ 1 oder 2Pakete)?
    Ist es von Deutschland aus teurer zu schicken oder was ist der Grund, dass du das Paket nach Norwegen schleppst und dann erst zur Post bringst?

    Viele Grüße,
    Tim

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    1. Hey Tim, ein 5 kg Paket aus Deutschland liegt bei 30,99€. Meine Verpflegungspakete liegen alle über dem Gewicht und ich hätte keine Flüssigkeiten wie Shampoo, Seife etc. hinein packen dürfen. Daher der Versand aus Norwegen.

      Grüsse
      Thomas

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      1. Tim

        Vielen Dank für die superschnelle Antwort. Ich wollte eher wissen, was das Paketverschicken in Norwegen kostet?
        Ein einzelnes Paket?
        Wie viele Versorgungspakete hat du in Norwegen verschickt?
        Bzgl Kartenmaterial: Hast du nur das GPS dabei oder auch Papierkarten?
        Schleppst du alle Karten mit oder sind die auch in Paket?
        Wenn du die Sachen nicht mehr brauchst ( Karte aus dem Paket benutzt/ Strecke absolviert): Was machst du mit den Karten: Wohin verschickst du sie- nach Deutschland oder wohin?

        Und noch eine Frage: Wo parkst du dein Auto für solch eine lange Zeit?

        Viiiielen Dank!!!!

        Weiterhin schönes Wandern und viele tolle Erlebnisse!

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      2. Hey Tim,
        Sorry für die späte Antwort. Das verschicken innerhalb Norwegens liegt bei etwa 155Kronen. Kann auch mehr sein wenn du über die Gewichtsgrenze kommst.
        Ich hab sechs Pakete angelegt, wobei das erste in Alvdal lag und ich im Süden alles im Supermark eingekauft hatte.
        Ich habe sowohl Papierkarten wie auch GPS und Kompass dabei. Die Karten lagen alle in den Paketen bei. Sonst wäre es zu viel Gewicht geworden. Die Karten wie auch evtl. überschüssige Verpflegung oder Ausrüstung die ich nicht mehr brauche schicke ich zu einer Endstelle wo ich es dann am Ende alles aufsammel.
        Mein Auto habe ich Zuhause geparkt. 😉
        Ich bin mit dem Zug und Schiff angereist.

        Viele Grüsse
        Thomas

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