Durch Rondane und Dovrefjell – Teil 4

Åmotdalshytta – Loennechenbua – Gammelsetra – Dindalshytta – Oppdal – Dombås

Freitag, 02. Oktober   Tag 13

Die Nacht verlief für mich ziemlich unruhig. Nicht nur das ich zwei mal vor die Türe musste, nein der Sturm hatte in der Nacht auch noch an intensität zugelegt. Nun am morgen war es kein bisschen besser. An der Fensterfront die nach hinten hinaus zum Åmotsvatnet zeigt läuft so das Wasser hinunter. Nicht nur Sturm sondern auch noch Regen dazu denke ich mir. Ich schnappe meine Sachen und gehe leise in die Stube, ziehe mich an und heize den Ofen an. Ausser mir ist noch niemand wach. Kein Wunder, es ist ja noch nicht mal sieben. Als der Ofen langsam in die Gänge kommt gehe ich zur Küche und will unser Geschirr vom Abend wegspülen. Beim blick in die leeren Eimer fällt mir dann auch wieder ein warum niemand am Abend mehr gespült hatte. Ich schnappe mir die Softshell, schlüpfe in die Crocs, greife die Eimer und entriegel die Stahltüre am Eingang die eher einem Schiffsschott gleich kommt. Als ich den unteren Riegel löse fliegt die Tür auch gleich auf und ich mit einem großen Satz hinterher. Ich stell die Eimer ab und drücke die Tür wieder zu. Offenbar hat es auch aufgehört zu regnen. Jedenfalls etwas denke ich mir. Ich laufe um die Hütte herum und folge dem Weg zur ca. 80m entfernten Wasserstelle. Als ich um Gebäudeseite biege trifft mich der Sturm mit aller Wucht von hinten und ich fall fast auf die Schnauze. Plötzlich wird es auch ziemlich nass. Was ich an den Fenstern für Regen gehalten hatte war die Gischt des Sees die sich auf den Fenstern nieder legte. Mit meinen Eimern stolper ich mehr als das ich gehe zu der Wasserstelle. Dort angekommen bücke ich mich und tauche den ersten Eimer in den See. Dabei muss ich gehörig aufpassen nicht ins Wasser zu fallen. So reißt der Wind an mir. Nachdem ich den zweiten Eimer gefüllt habe drehe ich mich um und will zurück zur Hütte. Mich trifft eine echt heftige Böe von vorn und das Wasser wird nur so den Eimern geweht. Natürlich zum Teil auf meine Hose und in die Crocs. Mit dem Windstoß hab ich fast ein viertel des Wassers aus den Eimern raus. Unglaublich was für Kräfte hier gerade am Werk sind.

Ich lehne mich gegen den Wind und stapfe langsam zurück zur Hütte. Als ich wieder vor der Tür steh bin ich klatsch nass. Zum einen von der Gischt des Sees, zum anderen von dem Wasser aus dem Eimern. Drinnen angekommen ziehe ich mich erst einmal um und hänge die nassen Sachen am Ofen der ordentlich Wärme abgibt auf. In der zwischenzeit wird gespült und Kaffee gekocht. Dann ziehe ich mich noch für eine Weile auf die Sitzecke zurück und genieße ein Buch.

Gegen acht kommt dann auch Nadine um die Ecke und einige Zeit später werden auch die anderen in der Hütte munter.

Nach dem Frühstück sitzen wir alle zusammen und diskutieren was man wohl machen sollte. Der Norweger muss weiter. Er will es heute noch zur 25km entfernten Dindalshytta schaffen. Für uns steht die Hütte erst in drei Tagen auf einem anderen Weg auf dem Programm. Die Niederländer wollen hoch zur Reinheim. Bei dem Wetter auch nicht ohne der Weg. Wir sitzen in der Stube vorm Radio und warten das die Nachrichten mit Wetterbericht kommen. Nachrichten ja, aber kein Wetterbericht. Der Norweger macht sich auf den Weg. Wir wünschen uns gegenseitig „god tur“, dann verschwindet er auch durch die Tür. Eine ganze Zeit beobachten wir ihn noch wie er sich durch die Landschaft kämpft. Dann beschließen wir verbliebenden auch um elf unser Glück zu versuchen. Wir können uns auch nicht noch mehr Verzögerungen leisten. Dann verschwinden auch die beiden Holländer. Sie folgen dem Weg den wir den Tag zuvor gekommen sind. Auch der Norweger hatte ihnen zu dieser Strecke geraten. Dann ist auch Nadine startklar. In die komplette Regenmontur gehüllt treten wir vor die Tür und sogleich zerrt der Sturm an uns und den Rucksäcken. Mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen folgen wir dem Weg für 2 km durch die Ebene bevor es dann an den Aufstieg geht. Es macht echt keinen Spass bei dem Wetter. Beim Blick zurück schauen wir in Richtung Snøhetta. Aber der Berg ist nur zu erahnen.

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Nach weiteren 2,5 km kommen wir an den Langvatnet. Beim Anblick der Wellen auf dem See kann ich nicht anders und muss die Kamera raus kramen.

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Hinter dem See kommt nochmal ein knackiger Anstieg und darauf der Abstieg in eine Senke mit Geröllfeld das wir nicht umrunden können. Das Feld kostet bei dem Sturm ganz schön Kraft und mehr als einmal falle ich fast auf die Nase da einem der Sturm ständig den Tritt auf einem Stein versaut.  Endlich haben wir die Senke geschafft und schleppen uns den Anstieg hinauf. Nur um wieder feststellen zu dürfen das wir nun gute 150hm absteigen dürfen. Der Weg ist nicht ohne. Mal über feines Geröll, dann über rutschiges Blockwerk. Jetzt setzt auch noch Eisregen ein der einem bei jedem Blick hoch in die Augen weht. Mit gesenkten Köpfen kommen wir am Fuße des Hanges, queren einen Bachlauf nur um dann festzustellen das wir längs durch den Bach müssen um nach 200-300m links einen Hang hoch zu müssen. Es muss doch auch kürzer gehen und so geh ich von Stein zu Stein nach links in der Hoffnung dort eine Abkürzung über den Bach zu finden. Und in der Tat da ist sie. Nadine kommt nach und wir queren gemeinsam den Bach der eigentlich den Ablauf eines Sees darstellt.

Nach weiteren 3km bergauf, bergab und vorbei an Seen sehen wir endlich den Übergang hinter welchem die Loennechenbua liegen muss. Jeder Blick hoch, um sehen sehen wo die nächste Wegmarkierung ist, wird gleich mit einem stechenden Schmerz in den Augen durch den Eisregen bestraft.

Wir queren nochmals einen Bach, dann stehen wir vor einer Steilwand. Scheiße denke ich mir, wo kommt die denn her und wo ist der Weg. Irgendwann endtecke ich das erste rote T in der Wand. An der Steilwand liegen Geröllblöcke verteilt an denen man wie bei einer Treppe die Wand hinauf kommt. Langsam und mühselig kämpfen wir uns hoch, nur um dann festzustellen das wir noch gar nicht am Ende sind. Es folgt noch einmal eine Berg und Talfahrt während es bereits langsam anfängt zu dämmern. Kein Wunder es ist auch schon nach 18 Uhr. Nach einem weiteren halben Kilometer bergab sehen wir am Ufer des vor uns liegenden Litlvatnet die Loennechenbua liegen. Endlich!

In der Hütte angelangt werfen wir nur noch alles in die Ecke und heizen den Ofen an. Mir tränen nur noch die Augen und ich seh alles in schleiern. Auf dem letzten Stück musste ich einfach ständig den Kopf heben und die nächste Markierung suchen.

Als der Ofen endlich auf hochtouren läuft und eine mollige Wärme verbreitet essen wir zu Abend und liegen nur noch total fertig in der Ecke.

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Dieser Tag hatte es richtig in sich und wir freuen uns richtig auf unsere Schlafsäcke.

 

Freitag, 03. Oktober  Tag 14

Am morgen herrscht Stille draussen. Der Sturm hat über Nacht abgeflaut und nun ist es Windstill und kalt! Die Nacht war Sternenklar und so hat es ordentlich gefroren.

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Ich heize den Ofen an, koche Kaffee und lass es mir mit einem Buch in der Hand bei Kerzenschein richtig gut gehen.

Nach dem Frühstück packen wir langsam zusammen, füllen am See noch unsere Flaschen auf und machen uns auf den Weg zur Gammelsetra.

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Unser Weg führt uns rechts um den See. Erst folgen wir noch dem ausgetretenen Pfad, dann geht es über Blockwerk zum teil so groß wie ein Auto.

Teilweise haben sich auf den Blöcken Eisschollen gebildet, auf einer wäre ich fast ausgerutscht und so dauert es ein wenig länger entlang des Steilhanges. Ab der hälfte der Strecke wechselt der Weg zwischen Trampelpfad über Bachläufe und Matsch und zwischen Geröllfeld.

Nach etwas über einer Stunde haben wir den Weg entlang des Litlvatnet geschafft und uns steht die Umrundung des Storvatnet an.

Loennechenbua - Gammelsetra

Auch hier geht es für uns erst über Geröll bergauf um dann an der Abruchkante steil bergab zu klettern. Eine wahre Tortur mit 25 kg auf dem Rücken.

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Ab der hälfte des Storvatnet heißt es wieder durch Bäche waten und durch Matsch stiefeln und immer dem T folgen.

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Nachdem wir den See geschafft haben geht es einen Anstieg hinauf von welchem wir eine überwältigende Aussicht in das unter uns liegende Flatskirådalen haben.

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Wir steigen über einen steilen Pfad hinab und folgen unseren roten Wegweisern durch die Ebene. Wie wir vor uns hin trotten bemerken wir am Ufer des zu unserer rechten liegenden Sees bewegung. Am Berghang ist eine Herde Rentiere unterwegs. Nadine kramt mir aus dem Rucksack das Teleobjektiv raus und ich bewege mich langsam auf die Herde zu. Jedes mal wenn sie mich sehen beginnen sie los zu traben um nach kurzer Zeit wieder anzuhalten. Irgendwann scheint die Gruppe auf mich neugierig zu werden. Wohl weil sie wissen das ich kein Jäger zu sein schein und das uns ein See trennt. So stehe ich am Ufer des Sees und die Rentierherde nur 100-150m von mir entfernt. Überwältigend! Ich lasse den Auslöser der Kamera gar nicht mehr los und schieße ein Foto nach dem anderen.

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Doch plötzlich schreckt die Herde auf und sie stürmen den Hang des Berges hinauf. Irgendwas muss sie nervös gemacht haben.

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Ich laufe zurück zu Nadine. Mein Glück kann ich eigentlich noch gar nicht fassen eine so große Gruppe von Rentieren gesehen zu haben und sie auch noch so in Ruhe fotografiert haben zu können.

Wir laufen weiter und begegnen nur ein paar Minuten später einer Gruppe von vier Norwegern. Sie fragen uns natürlich gleich ob wir die Rentiere gesehen haben. Aus ihrer Begeisterung in den Stimmen schließen wir einfach das es anscheinend nicht ganz so oft vorkommt das man so viele Tiere auf einmal zu Gesicht bekommt. Nach einer kleinen Unterhaltung trennen sich unsere Wege. Jetzt tauchen wir langsam aber sicher ab ins Skirådalen und von nun an heißt es nur noch bergab.

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Das Gefälle geht ganz schön in die Knie und so machen wir, nachdem wir von zwei Schafen lange beäugt wurden, halt an der Gammelbua.

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Wir lassen uns auf einen Felsen in Gesäßhöhe fallen und genießen für ein paar Minuten die warmen Sonnenstrahlen und diese perfekte Herbstwetter. Dann gehts weiter abwärts. Das Tal öffnet sich vor unseren Augen und wir können Kilometerweit hinunter schauen. Irre! Wir machen höhenmeter um höhenmeter abwärts und haben uns so von 1400m auf 800 runter geschraubt.

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Nun stehen wir wieder zwischen Fjellbirken und folgen dem Weg doch wirklich wieder einen steilen Anstieg hinauf. Die Natur möchte uns anscheinend echt ärgern.

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Nach diesem letzten Anstieg geht es nun entgültig abwärts und aus den Birkenbüschen wird ein richtiger Wald dem wir nun bis zu einem kleinen Parkplatz folgen.

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Von diesem folgen wir einem Feldweg vorbei an Blockhütten und einer frei umher laufenden Gruppe Kühen. Sorge machen uns die Kühe die die ganze Zeit umher gallopieren eher weniger. Sorgen macht uns der Bulle der ohne den Kopf zu bewegen sich mit uns mit dreht und uns nicht aus den Augen lässt. Zum Glück lassen wir die Kühe nach einer Biegung hinter uns, nur das gallopieren hören wir noch eine Zeit. Wir folgen dem Weg weiter durch einen Kiefern und Fichtenwald. Momentan könnte man glauben man wäre im Harz. Würde nicht regelmässig der Blick auf die Berge um uns herum frei werden. Nach einer weiteren dreiviertel Stunde auf dem Weg geht es über eine Brücke über die Linndøla hinweg.

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Hinter der Brücke gabelt sich der Weg und wir folgen dem rechten Abzweig zur Gammelsetra. So langsam brennen die Füße und wir sind echt froh als wir nach der xten Biegung endlich die Hütten hinter einer Einzäunung sehen können. Dort angekommen folgen wir wieder unserem festen Ritual. Rucksäcke runter und rein in das Haupthaus. Wir schauen uns die Stube, Küche und Schlafräume an und gehen rüber zur Hütte für Hundebesitzer und zur Gammelstua, der dritten Hütte.

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Diese wählen wir als unser Domizil für die Nacht aus und richten uns auch so gleich Häuslich ein. Da es in der Hütte ziemlich dunkel ist machen wir uns Kerzen an und geben dem Kamin ordentlich zunder. Als dieser endlich brennt durchstöbern wir die Vorratskammer und machen uns was zu essen und einen Kakao. So versinken wir vor dem knisternden Kamin in der Ecke.

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Später wird noch Tourbericht geschrieben. Dabei wird uns schmerzlich bewusst das sich unsere Tour nun entgltig dem Ende nährt. Wir haben nur noch eine Hütte vor uns bevor es zurück zum Midtskog Camping in Dombås geht.

 

Samstag, 04. Oktober  Tag 15

Der Morgen verläuft total entspannt. Wir haben es heute alles andere als Eilig und so schlafen wir aus. Wir kochen uns Kaffee, frühstücken und lesen noch ein wenig vorm glühenden Ofen. Später geh ich noch raus und hacke ein wenig Holz für nachfolgende Wanderer.

Um halb zwölf stehen wir abmarschbereit vor der Hütte. Bis zur Dindalshytta sind es nur 14km durch das Dindalen. Wir folgen der Schotterpiste für ein paar Kilometer, dann taucht ein Trampelpfad in den obligatorischen Birkenwald ein.

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Dem Pfad folgend wird uns gerade bewusst was wir die letzten zwei Wochen an Wanderwegen mitgenommen haben. Manche wären bei uns Zuhause mit der Bezeichnung Steig durchgegangen und hätten die Kategorie schwierig bekommen. Hier sind es eben nur Wanderwege. So folgen wir dem sich schlängelden Weg. Immer zu unserer rechten die Linndøla und ihre Seen im Blick.

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Der Weg gibt noch einmal alles und wir dürfen zum Abschluss der Tour nochmal durch Matsch stiefeln und aufgestaute Bachläufe queren. Irgendwie fehlt mir das jetzt schon. Aber wir haben ja noch einige Kilometer heute vor der Brust.

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Als wir an der Veggasætra ankommen ist Halbzeit angesagt.  Mit Blick zurück über den Storvatnet lassen wir die letzten Tage Revue passieren. Wir müssen an unseren ersten Tag die Serpentinenstrasse bei Otta hoch denken, an unsere unfreiwillige Nachtwanderung, an unsere Elchbegegnung im Haverdalen.

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Hier nun an der Veggasætra kommt unser Übergang vom Linndalen ins Dindalen und wir folgen wieder dem Feldweg durchs Tal hindurch. Da es hier im Tal keine Brücken gibt führt der Weg direkt durch die Bachläufe. Mehrmals bleiben wir vor einer Furt stehen und schauen wo wir am besten hinüber kommen. Zum Glück führen die Bäche nicht sehr viel Wasser.

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Auf den letzten Kilometern durch das Tal zieht es sich hinter uns vom Blåfjellet her  kräftig zu und wir überlegen schon ob wir die Regensachen raus kramen müssen.

Aber mehr als ein paar Regentropfen bekommen wir nicht ab.

Langsam kommen auch die ersten Gebäude im Tal in Sicht die uns das Ende unserer Tagesetappe ankündigen.

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Unsere 14km haben wir zügig runtergespult und so stehen wir bereits um halb fünf vor der Tür der Dindalshytta.

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Auch diese Hütte sollen wir für uns alleine haben. Niemand schaut heute mehr rein und möchte sein Nachtlager hier aufschlagen. Soll uns nur recht sein. Denn die Hütte ist ein Traum.

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Wir machen es uns vor dem Kamin bei einem Kakao bequem und lassen es uns in unserer urigen Unterkunf gut gehen. Ich blätter noch im Hüttenbuch weil ich wissen will ob der Norweger aus der Åmotdalshytta es noch an dem Sturmtag bis hierher geschafft hat. Hat er! 25km bei Sturm und Eisregen. Hut ab vor der Leistung.

 

Sonntag, 05. Oktober  Tag 16

Als wir heute morgen vor der Hütte stehen und unsere Rucksäcke schultern fällt uns der Abschied alles andere als leicht. Wundervolle Tage haben wir hinter uns und eine Behausung war schöner als die andere.

Wir machen uns auf den Weg und lassen die Dindalshytta hinter uns.

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Unser Ziel ist das 22km entfernte Oppdal. Bei Kaiserwetter und traumhaften 18° in der Sonne folgen wir der Schotterpiste bergab bis zum Parkplatz von Blokhus von dort weiter der Landstrasse nach Oppdal.

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Der Weg zieht sich. Vor allem da er seit dem Parkplatz nur noch bergauf geht.

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So machen wir Kilometer um Kilometer vorbei an Schafweiden und durch Wald. Die Strasse ist absolut monoton und stur geradeaus. Gefühlt kann man Kilometerweit schauen. Aber das schlimmste sind die Autos die in einem Affenzahn an einem vorbei brettern und die schmerzenden Füsse. Dabei haben wir gerade 7-8km runtergerattert und gefühlt kommen wir nicht wirklich voran. Wenn das so weiter geht schaffen wir es nie bis 16 Uhr bis Oppdal, denke ich mir.

Irgendwo bei Kilometer 12 kommt uns ein Rentnerehepaar mit Enkel entgegen. Sie laufen zu ihrem Auto, steigen ein und wenden ihren Wagen. Aber total zögerlich. Dann fahren sie los. Während ich mir noch denke ob die noch nie Wanderer gesehen haben hält das Fahzeug wieder an und setzt zurück. Dann steigt der Fahrer aus winkt uns zu und ruft auf Norwegisch. Wir haben keine Ahnung was er gesagt hat aber ich winke zurück und laufe zu ihm hinüber. Er will wissen wo wir hin wollen, fragt er auf Englisch. Nach Oppdal entgegne ich ihm. Darauf hin macht er den Kofferaum des Peugeot auf und sagt wir sollen reinspringen. Sie fahren auch in die Richtung. Geil! Der Tag ist gerettet und wir schaffen es wohl doch noch bis um vier zum Bahnhof. Innerhalb von einer halben Stunde machen wir die restlichen 10km und unterhalten uns mit dem Paar über unsere Tour. Neugierig sind sie ja gar nicht und mehrmals fragen die beiden wo wir her kommen. Das wir aus Tyskland kommen können sie aber irgendwie nicht so ganz glauben, da sie im Glauben sind wir kommen aus Holland. Stimmt Holländer haben wir schon ein paar gesehen. So vergeht auch die Zeit schneller. Dann kommen wir nach Oppdal rein und der Kommentar „Welcome in the big City“ scheint hier wohl standard zu sein. Vor allem da alles am lachen ist.

Die beiden werfen uns am Busbahnhof gegenüber des Bahnhofs raus. Wir bedanken uns herzlich für die Mitfahrgelegenheit. Sie wünschen uns noch eine god Tur dann fahren sie davon.

Wir gehen rüber zum Bahnhofsgebäude und verstauen im Schließfach unsere unsere Rucksäcke.

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Dann gehen wir in die große Stadt ein wenig einkaufen. Sofort hinterm Kreisverkehr steht ein Einkaufszentrum in das wir rein gehen. Wir sind im Coop Mega noch nicht ganz drin da bekomme ich schon die Krise. Die Leute rennen kreuz und quer und die Auswahl an Lebensmitteln erdrückt einen beinahe nach zwei Wochen Konservenfutter in den Hütten.

Ich bin irgendwie froh als wir aus dem Dingen wieder raus sind. Wir gehen zurück zum Bahnhof und warten auf unseren Zug der in einer guten halben Stunde einlaufen sollte.

Das tut er auch. Pünktlich auf die Minute, die Deutsche Bahn sollte sich mal ein Beispiel nehmen, fährt unser Zug ein.

Wir haben etwas 1,5 Stunden Fahrtzeit vor uns die wir mit aus dem Fenster gucken tot schlagen. Dann stehen wir wieder am Bahnhof von Dombås. Irgendwie ein komisches Gefühl. Wir laufen die Strasse zum Dorfkern hinunter vorbei an den Geschäften und gehen noch kurz in den Kiwi Supermarkt rein. Dann gehts direkt zum Camping. Die Rezeption hat leider schon geschlossen und so gehen wir direkt zu dem Haus hinter der Sanitäranlage und klingeln. Uns macht eine Frau auf und schaut uns an. Ich frage nach einer Hütte. Sie schaut ein wenig verdutzt, fragt dann aber sofort ob das unser Auto ist das auf der Wiese steht. Wie ich gerade bejahe steht auch schon der Chef des Campings hinter ihr. Er kommt sofort zur Tür und begrüßt uns überschwänglich. Er fragt uns sofort nach der Tour und wie es war, ob wir Moschusochsen gesehen hätten, oder Rentiere. Wir berichtem ihm während er uns zu einer Hütte führt. Wie versprochen sagt er gibt es für uns eine große Blockhütte mit mit Dusche und WC für den Preis der kleinen. Super denken wir uns und bedanken uns bei ihm. Wie er uns die Dusche in der Hütte zeigt kommt er nicht drum herum uns den Spruch zu drücken das wir eine Dusche bestimmt gebrauchen könnten. Wir nicken nur. Er hat ja nicht unrecht. Eine Dusche wäre jetzt der pure Luxus. Dann lässt er uns alleine und wünscht uns einen schönen Abend.

Ich geh los und fahre das Auto vor damit wir die ersten Sachen umpacken können. Dann gehts unter die Dusche. Eine echte Wohltat und ich möchte gar nicht mehr drunter weg.

 

Während wir am Abend auf dem Sofa bei einem heimischen Bier sitzen machen wir unsere Rückfahrt klar. Da wir keine Lust auf die Fjordline haben schauen wir nach der Color Line. Würden wir über Hirtshals fahren würden wir erst spät Abends in Dänemark eintreffen. Also beschließen wir die andere Alternative zu nehmen. Wir fahren über Oslo nach Kiel mit der Nachtfähre. Ist zwar bedeutend teurer aber dafür entspannter.

 

Montag, 06. Oktober  Tag 17

Um sechs klingelt der Wecker und reißt uns ziemlich unsanft aus dem Schlaf. Es nützt nichts wir müssen raus. Denn um 14 Uhr geht unsere Fähre und eine Stunde vorher müssen wir einchecken.

So sitzen wir bereits um halb acht im Auto und machen uns auf den Weg. Der Besitzer des Campingplatzes wünscht uns eine gute Heimreise und wir bedanken uns noch einmal für die tolle Hütte.

Aber schon kurz hinter Dombås stecken wir im Stau. Nichts geht mehr und wir wissen nicht warum. Nach einer viertel Stunde steigt vor uns eine Norwegerin aus ihrem Fahrzeug und spricht eine Fußgängerin an. Offenbar lässt sie sich den Weg erklären. Dann kommt sie zurück, schaut zu uns rüber und deutet uns das wir ihr folgen sollen. In Kolonne brechen wir aus dem Stau aus und brettern in einem Affenzahn, Colin McRea Rally lässt grüßen, über Schotterpisten und Feldweg durch Wald und zwischen den Gebäuden eines Bauerngehöfts hindurch zurück auf die Hauptstrasse.

Aber auch der Rest der E6 bis nach Oslo besteht an diesem Tag nur aus Baustellen. Doch wir schaffen es noch pünktlich zu unserer Fähre.

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Nach kurzer Wartezeit geht es auch hinein in den Bauch der Color Fantasy.

Als der Wagen eingepark ist schleichen wir durch die Gänge des Schiffs und suchen unsere Kabine auf.

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Dann kommt auch schon die Durchsage das wir gleich ablegen. Schnell die Kamera geschnappt und hoch aufs Sonnendeck.

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Dann geht´s auch ziemlich schnell. Die Leinen werden eingeholt und das Schiff setzt sich in Bewegung.

Eine Zeit lang bleiben wir noch an Deck und genießen die Sicht in den Oslofjord.

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Wir gehen zurück in unsere Kabine und ruhen uns ein wenig aus. Am Abend machen wir die Promenade und den Duty Free Shop unsicher und ich bunker mir  einen Haufen Walters Mandler.

Später gehen wir auf der Promenade noch Pizza essen. Danach ziehen wir uns zum lesen in die Observation Lounge zurück. Ich hatte noch vor Tourbeginn das Buch „Norwegen der Länge nach“ von Simon Michalowicz angefangen und das wollte ich hier und heute zu Ende lesen. Simon erzählt in dem Buch seine Erlebnisse während seiner Norge på langs Tour 2013. Er war es auch der mir Anfang 2014 die Flausen in den Kopf gesetzt hat Norwegen wenn im Anfang Oktober zu machen da man dann den Indian Summer im Fjell erleben kann. An dieser Stelle muss ich Simon für den Tipp herzlichst danken. Die Tour wäre ohne diese vielen rot, orange und gelbtöne wohl nur halb so schön für das Auge geworden.

Während ich die letzten  Seiten des Buches lese zieht vor uns Skagen vorbei. Der nördliche Zipfel Dänemarks an dem Nord und Ostsee aufeinander treffen. Es ist zwar schon dunkel und die Landzunge sieht man nicht, aber die beiden Leuchtfeuer erkenne ich wieder. Wie oft war ich die letzten Jahre in Dänemark auf Fototour, denke ich mir dabei.

So langsam fallen mir die Augen zu und Nadine ist auch nur noch halb bei der Sache. Ich beende das Buch und wir gehen langsam in unsere Kabine.

 

Dienstag, 17. Oktober  Tag 18

Während wir im Restaurant beim Frühstück sitzen fährt unser Schiff in die Kieler Förde ein.

Einige Zeit später kommt auch schon die Durchsage das wir uns auf dem Parkdeck einfinden sollen. Dann öffnet sich auch schon das Tor und wir rollen die Rampe herunter und fahren Richtung Autobahn.

Nach der entspannten fahrerei durch Dänemark und Norwegen ist Deutschland leider in Sachen Strassen das absolute Kriegsgebiet und wir sind froh als wir am frühen Abend endlich Zuhause ankommen.

Jetzt sitzen wir auf der Couch, haben den Fernseher an und auf NDR läuft ein Bericht über Norwegen und das Dovrejell. Wir schauen uns den Bericht an und können irgendwie nicht so wirklich glauben das wir noch vor ein paar Tagen durch genau diese Landschaft gelaufen sind.

Für uns geht eine unvergessliche Tour zu Ende. Beeindruckt hat uns die Landschaft wie auch die liebevoll eingerichteten Hütten des DNT. Aber vor allem hat uns die freundlichkeit und die totale Hilfsbereitschaft der Menschen dort überrascht und auch berührt. Dinge die hier bei uns fast unvorstellbar wären sind dort ganz normal gewesen. Wie eben mitten im Nirgendwo abseits jeglicher Zivilisation zwei Wanderer aufzugabeln und die mit in die nächste Stadt zu nehmen.

Für uns steht fest das wir als nächstes wieder eine Tour durch das Land der Trolle machen werden. Wer weiß wohin es uns dann verschlägt.

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