Fünf Tage lang dauerte meine Zwangspause in der Grana Bryggerie bis ich soweit fit war um zumindest den Standort zu wechseln.
Martin ging es mittlerweile genauso bescheiden wie mir, wo da aber dann nochmal das Alter hinzu kommt.
Nach fünf Tage beschlossen wir also nun Snåsa zu verlassen. Martin würde es nun nach Mo i Rana führen, mich hingegen nach Røyrvik zu meinem nächsten Depot.
Als der Zug in Namskogan hält und ich aussteige komme ich mir ein wenig verloren vor. Hier steht ein kleines altes Bahnhäuschen an dem ein Gleis vorbei führt.
Ich mache mich auf und folge der Strasse nach Røyrvik. Aber schon nach den ersten Kilometern ist die Luft raus und ich bleibe mehr stehen als das ich laufe.
Nach 12 Kilometern stehe ich vorm Tunnel der nach Røyrvik führt. Laufen will ich gerade nicht mehr und ich setze mich erstmal auf dem Parkplatz davor hin. Ich merke gerade wie absolut platt ich bin und ich könnte mich so hinlegen. Zudem macht mein Magen schon wieder Probleme.
Ich sitze ein paar Minuten da rum, als ein SUV mit einer alten Dame am Steuer anhält. Sie fragt wo ich hin will und als ich Røyrvik sage winkt Sie mir zu ich solle einsteigen.
Toll zu laufen wäre der Tunnel nicht gewesen. Er ist einspurig und zu den Seiten mit Leitplanken begrenzt. Der schmale Streifen am Rand eignet sich nicht wirklich zu laufen.
Aber nur zehn Minuten später bin ich in der Ortschaft. Die Dame lässt sich auch nicht lumpen mich bis direkt vor die Tür zu fahren.
Im Limmingen Gjestegård werde ich von der Chefin Hilde begrüsst. Als sie meinen Namen hört kramt sie auch sogleich mein Paket raus. Tja Futter habe ich nun mehr als im Überfluss und so steht an meinem ersten Ruhetag erstmal das aussortieren von Lebensmitteln und nicht mehr benötigter Ausrüstung auf dem Plan, die ich mir hoch in den Norden schicke um sie am ende der Tour aufzusammeln.
Das Limmingen Gjestegård soll ich erst drei Nächte später wieder verlassen. Erst da läuft wieder alles rund bei mir und ich traue mir zu ins Børgefjell hinein zu gehen.
Die 15 km zum Namsvatn sind schnell auf der Strasse runter gespult und ich merke das Akku wieder volle Leistung hat. Am Nachmittag quere ich mit dem zuvor gebuchten Boot über den Namsvatn.
Kurzfristig überlege ich ob ich auf Viermahytta, einer offenen Hütte vom Statskog, bleiben möchte. Aber ich entscheide mich wegen des frühen Nachmittags dagegen.
Ich möchte lieber noch ein paar Kilometer laufen und so folge ich dem Weg zur Hängebrücke über die Viermaelva. Kurz vorher zweigt ein Trampelpfad links in die Büsche ab. Dieser führt mich zu einer gut ausgefahrenen Quadspur der ich eine ganze Zeit lang folge. Irgendwann wird die Spur im hohen Gras schwächer und ich verliere sie aus den Augen. Aber nicht weiter schlimm. Bin ich doch gut durch das Virmadalen gekommen und nun steht auch meine erste Flussquerung an. Aber die Gaukarelva führt so wenig Wasser das ich trockenen Fusses hinüber komme.
Dann steht nochmal ein ordentlicher Anstieg an und es geht zur Hochebene rauf. Irgendwo hier oben in der Nähe des Gaukarvatnet will ich mein Lager aufschlagen und nach etwas suchen finde ich eine ebene Stelle an einem Bachlauf. Ich baue das Zelt auf und koche mir noch etwas, dann falle ich fast in meinen Schlafsack.
Früh weckt mich die Sonne mit kräftigen Strahlen. Es ist gerade erst kurz nach fünf, aber mein Zelt verwandelt sich bereits in einen Backofen.
Ich frühstücke und packe alles zusammen und um sieben laufe ich bereits in Richtung Store Kjukkelvatnet. Das Gelände ist ein absoluter Traum zum laufen und so komme ich super voran.
Am unteren Ende des Store Kjukkelvatnet mache ich um zehn Uhr eine ausgiebige Kaffeepause mit Keksen die ich aus dem Joker in Røyrvik im Gepäck habe. Dann geht es weiter zu einer Hütte die am oberen Ende des Sees steht.
Regelmässig bleibe ich stehen und schaue mich um. Diese Landschaft ist einfach überwältigend. Überall rauschen grössere und kleinere Bachläufe die Berge hinunter. Das queren verläuft absolut problemlos und ich muss noch nicht mal die Schuhe ausziehen.
Zwischenzeitlich muss ich immer an Martin Kettler denken, wie er hier Anfang Juli 2015 auf seiner Norge på langs Tour durch ist und das Fjell noch komplett zugeschneit war und die Bächlein die ich gerade überquere reissende Ströme unter instabilen Schneebrücken waren. Ich kann mir die Situation gar nicht wirklich vorstellen, schwitze ich doch schon seit meinem Start in Lindesnes bei fast 25-28 Grad täglich.
Ich laufe in ein Tal hinunter zum Sielkenjohke. Dieser Fluss mündet später in die Simskardelva. Diesem Fluss will ich oberhalb der Hänge weiter folgen bis in das Tiplingen Tal. Einfacher gesagt als getan. Das Gelände wird langsam unwegsamer und zwingt mich weiter zum Fluss hinab zu steigen. Dadurch wird aber auch das Gelände langsam sumpfiger.
Dennoch bekomme ich eine unglaubliche Aussicht geboten. Zu meiner linken ragt der Kvingtinden mit seinem Gletscher auf. Ich setze den Rucksack ab und lasse diese Szenerie erstmal auf mich wirken.
Dann mache ich mich wieder auf. Denn bis in das Tiplingen Tal ist es noch ein ordentliches Stück. Aber schlussendlich erreiche ich es nach ein wenig kraxelei um den Vestre Hundfjellet herum, ein Berg der wie ein Keil in das TiplingenTal scheidet.
Für mich heisst es nun entlang des Hangs immer durch den Birkenwald zu laufen. Oder sollte ich sagen mich zu kämpfen. Denn einen Weg gibt es hier nicht und so sind die letzten Kilometer etwas beschwerlich. Aber auf einem Hügel am Vestre Tiplingen finde ich einen Lagerplatz mit Frischwasser.
Ich bin so kaputt vom Tag das nicht mehr viel los ist und so verkrieche ich mich um nicht mal 20 Uhr in die Penntüte.
Am nächsten Morgen werde ich klatschnass wach. Es ist keine sechs Uhr und die Sonne brennt schon wieder extrem heiss. Ich gehe rüber zum Bach und kühle mich ein wenig ab, während mein Schlafsack über einem Ast hängt und ausdampft.
Dann mache ich mich auf den Weg ins Susendalen. Ich laufe weiterhin weglos durch die Sumpf und Birken Landschaft und komme nach zwei Stunden zur Hängebrücke über die Tiplingelva und dem Ende des Børgefjell Nationalparks. Ab hier führt mich nun ein Pfad über das Susenfjellet hinunter in das Susendalen.
Am höchsten Punkt habe ich nochmals einen Blick zurück in das Tal durch das ich lief mit dem Kvingtinden im Hintergrund.
Mit Blick hinunter in das Susendalen mache ich Pause. Nach kurzer Zeit kommen mir zwei Wanderer entgegen. Wir tauschen uns über den Weg aus und siehe da sie kommen aus der Richtung in die ich will. Sie sprechen mich auf die Wassersituation im Børgefjell an. Sie sind entlang der schwedischen Grenze unterwegs gewesen und dort sollen die Bäche nur noch sehr wenig bis gar kein Wasser mehr geführt haben. Ich kann den beiden versichern das sie dort genug Wasser vor finden, nur mache ich mir gerade etwas Sorgen. Denn der Weg von wo die beiden kommen ist eigentlich meine geplante Route und in steigt nach dem Desaster vom Blåfjell doch ein wenig die Panik auf.
Ich beschliesse erstmal abzusteigen und laufe dann weiter entlang des Susendalens. Nach sechs Kilometern finde ich ein Gehöft das ein paar Zimmer vermietet und auch noch was frei hat. Perfekt, hier in Bergum bleibe ich für die Nacht.
Am nächsten morgen mache ich mich sehr früh auf. Durch meine Planänderung stehen nun 38 Kilometer Strasse bis nach Hattfjelldal auf dem Programm. Der Tag soll wieder richtig heiss werden und ich pfeife aus dem letzten Loch als ich am Nachmittag in Hattfjelldal ankomme.
Links geht es in eine kleine Seitenstrasse zum Camping „Linas Ribelis“.
Ich freue mich schon darauf mein Zelt aufzustellen und duschen zu gehen. Doch was muss ich dort am Camping lesen?! Auf unbestimmte Zeit geschlossen. Das darf doch nicht wahr sein denke ich mir und frage nochmals bei den Häuser nach. Dort wird mir aber bestätigt das der Camping dicht ist.
Also weiter nach Hattfjelldal Zentrum.
Die Ortschaft wird durch eine Landebahn dominiert, die die deutschen im zweiten Weltkrieg anlegten um ihre Bomber auf den Weg nach Narvik zwischen betanken zu können. Heute starten von hier noch täglich kleine Propellermaschinen
Ich überfalle erst einmal den Coop und setze mich mit Milch, Chips und einer Einkaufstüte mit Süsskram auf die Bank. Nach der Stärkung laufe ich zur Touristinfo hinüber. Ich will in Erfahrung bringen ob es hier noch ein B&B gibt. Die Dame sagt mir das es hier im Gebäude ein B&B gibt. Sie ruft den Betreiber an und muss mir leider mitteilen das wenn ich nicht reserviert habe alles ausgebucht ist. Ich schaue sie etwas entgeistert an und mir rutscht ein „Das darf doch heute alles nicht wahr sein“ raus!
Sie kramt eine Liste aus der Schublade, nimmt ihr Handy zur Hand und telefoniert kurz.
Im 10 Kilometer entfernten Gryteselv wäre ein Zimmer frei. Das Problem ist nur das Gehöft liegt in die falsche Richtung. Aber es ist mir egal! Ich bedanke mich für die Hilfe und gehe zur Strasse hinüber und recke den Daumen in die Höhe. Vielleicht habe ich Glück und mich nimmt jemand mit. Es dauert etwas, aber dann hält ein Van an und nimmt mich die Strasse mit hoch. Im Gryteselv Gård werde ich auch schon erwartet.
Das Zimmer und die Dusche ist einfach nur traumhaft. Aber viel ist heute nicht mehr mit mir los und so verschwinde ich schon sehr früh ins Bett.
Am nächsten morgen steht um sieben mein Frühstück bereit.
Das Frühstück ist der Hammer und ich geniesse es einfach nur.
Um acht stehe ich dann schon an der Strasse und auf Anhieb hält ein Auto an und das auf einen Sonntag. Der netter Herr nimmt mich bis nach Hattfjelldal mit. Dann geht es entlang der Strasse bis zum Krutvatnet. Die Strasse zieht sich ewig dahin. Am Røssvatnet mache ich eine ausgedehnte Pause auf einem Rastplatz. Es schüttet gerade wie Eimern und ich bin froh das es erst angefangen hat als ich hier angekommen bin.
Am späten Nachmittag erreiche ich dann auch die offene Statskog Hütte am Krutvatnet, wo ich die Nacht verbringen will.
Am Abend kommen noch Anders, Susanne und ihr Hund Mons zur Türe hinein. Die drei starteten am ersten Mai in Lindesnes. Es wird ein netter Abend mit den beiden.
Am nächsten morgen geht es in Richtung Famvatnet. Ich mache mich um neun auf den Weg. Es ist extrem drückend und nach den ersten paar hundert Metern bin ich schon klatsch nass geschwitzt.
Die ersten Kilometer sind ein einziges auf und ab durch Birkenwald und nicht mehr gut zu erkennbaren Markierungen. Auch weiter oben im Fjell ist es nicht wirklich besser. Ständig verliere ich den Weg aus den Augen und muss die verdammten Steinmännchen suchen. Teilweise sind sie einfach zugewuchert oder umgefallen. Wer auch immer hier für den Weg verantwortlich war muss wohl schon lange das zeitliche gesegnet haben.
Dafür entschädigt aber die Landschaft für das gesuche im Fjell. Mutter Natur weiss schon wie sie einen beeindrucken kann.
Am Greipfjellet mache ich eine ausgedehnte Mittagspause. Ich habe bereits den grössten Teil der Strecke hinter mir und blicke bereits auf den Famvatnet hinunter.
Langsam steige ich ab und befinde mich schon bald an der Strasse die durch das Famvassdalen zum See führt. Am Famvatnet führt mich der Weg der Nordlandsrouta wieder ins Fjell hinauf. Es gibt nochmal einen sehr kernigen Anstieg, aber dann liegt vor mir der Storbekktjønna und ich kann an dessen Ende auch schon einen Lagerplatz ausmachen.
Dort angekommen baue ich das Zelt auf und gehe eine Runde im kühlen Nass schwimmen.
Zwei Stunden später laufen Susanne und Anders an mir vorbei. Sie wollen aber noch etwas weiter laufen und so verabschieden wir uns.
Ich bin am nächsten morgen schon sehr früh wach und so laufe ich bereits um kurz nach sieben weiter. Die Landschaft ist heute einfach gigantisch.
Hinter mir hüllt sich das Krutfjellet in dichte Wolken und vor mir liegt das Hjartfjellet, dessen Gipfel eine Krone aus Wolken trägt. Überall liegen grössere und kleinere Seen in den Senken und Tälern und ich habe gerade richtig Spass daran durch diese Landschaft zu laufen, auch wenn der Weg sehr anstrengend ist und die Markierungen wie am Vortag zu wünschen übrig lassen.
An einem Bachlauf mache ich Pause und esse eine Kleinigkeit. Es heisst nochmal Kraft tanken für den Endspurt. Nun geht es aus einem Tal zum Olfjellkleppen hoch. Die gerade getankte Energie verschwindet gleich wieder. Denn der Anstieg hat es mit 120 hm in sich. Aber fast gleich dahinter geht es 260 hm wieder bergab. Manchmal frage ich mich wer diese Wege anlegt und ob man nicht bequem auch durch das Tal hätte wandern können.
Der Weg ist stellenweise stark zugewuchert und ich sehe ihn erst wieder als ich in ein Loch trete und auf der Nase lande. Ausser das ich mich ärger ist aber nichts weiter passiert.
Dann wird der Weg auch endlich ebener und ich komme über die Brücke zur Storelva.
Die Strecke wird langsam wieder etwas einfacher und ich komme zu einem Forstweg der mich zur Strasse bringt. Hier hängt am Wegweiser zur Nordlandsrouta auch Schild von der Steikvasselv Gård. Ich rufe direkt an und reserviere mir ein Bett für die Nacht. Eine Stunde später komme ich am Hof an. Was mir hier für kleines Geld geboten wird verschlägt mir fast den Atem. Ich habe ein ganzes Haus für mich allein und die gesamte Einrichtung ist vom aller feinsten. Hier lasse ich den Tag in aller Ruhe ausklingen.

Aber eine Frage beschäftigt mich noch. Wo sind die beiden Norweger mit ihrem Hund abgeblieben? Am See wo ich gelagert hatte sind die beiden ja noch weiter gelaufen und morgens hatte ich sie nirgends gesehen.
Am nächsten Tag geht es endlich um das Okstindangebirge herum. Als ich um neun vor die Tür trete wartet der Hausherr Haakon schon draussen. Er bietet mir gleich einen Lift bis zum Wanderweg an. Da sag ich nicht nein.
Ich mache mich fertig und ziehe in weiser Voraussicht die Regenhose an. Für heute sind Gewitter angesagt. Um zehn Uhr stehe ich an der Treppe zum Wanderweg und schulter den Rucksack. Mein Weg führt mich zunächst über Felder und dann in Wald hinein. Zu meiner linken stürzt sich tosend die Spjeltfjellelva einen Wasserfall hinunter.
Nun steigt mein Weg stetig bergan. 360 hm werden mal eben überwunden und ich verfluche gerade meine Regenhose, die ja Wasser draussen lassen soll. Aber Wasser das dein ist bleibt leider auch drinnen. Also schmore ich weiter im eigenen Saft und das öffnen der grossen Zipper bring auch nicht viel.
Langsam wird es ebener und ich kann über das gesamte Spjeltfjelldalen blicken. Hinter mir liegt das Hjartfjellet mit dem Nordvatnet. Unglaublich was ich hier gerade geboten bekomme. Nur das Okstindan versteckt sich in dichten Wolken.
Der Wind nimmt hier oben langsam ganz schön zu und auf der nun steilen Passage entlang des Hanges des Artfjellet komme ich ein wenig ins schwitzen. Der Weg ist recht schmal und zu meiner linken geht es ordentlich runter. Ich versuche die Gedanken zu verdrängen die ein Fehltritt durch den Wind zur Folge haben könnte.
Ich hangel mich weiter auf dem Pfad und bald schon geht es in Richtung Artfjellbekken hinunter. Nun ist das schlimmste geschafft und ich laufe durch eine Birken und Graslandschaft. Nur die immer dunkler werdenden Wolken hinter mir machen mir Sorgen. Bekomme ich doch noch das angekündigte Gewitter ab? Irgendwann zieht es sich hinter mir zu sehr zu und inmitten des Okstindan gewittert es kräftig. Es wird nun schleunigst Zeit alles Wasserdicht zu machen. Ich bin gerade fertig, als die Wolkenwand mich einhüllt und es ein paar Minuten später anfängt zu schütten.
Ich kauer mich hinter einen Felsen und lasse die Front durchziehen. Keine zehn Minuten später klart es auch schon wieder auf und ich setze meinen Weg zur Gressvasshytta fort. Mein Weg führt mich weiter hinunter ins Tal und an der Balskota mache ich nochmals Pause. Dann geht es zum Endspurt. Um das Okstindanklart es nun richtig auf und die Gipfel und Gletscher kommen zum Vorschein. Dieses Massiv ist noch beeindruckender als ich es mir immer vorgestellt habe.
Am frühen Abend komme ich auf der Gressvasshytta vom DNT an. Die Hütte ist mit ihrer Aussicht auf die Berge und den Austre Okstindbreen der absolute Knaller und ich fühle mich pudelwohl. Ich brauche eigentlich nicht zu erwähnen das ich wieder mal die gesamte Hütte für mich habe.
Im Hüttenbuch lese ich dann noch das Susanne und Anders heute im laufe des Tages hier waren.
Ich stelle mir für den kommenden morgen den Wecker. Ich will früh los, denn es stehen fast 30 km bis nach Umbukta auf dem Plan.
Um sechs Uhr geht mein Wecker und um kurz vor acht laufe ich langsam los. Kurz hinter der Hütte überquere ich die Oksfjellelva, den Ablauf des Okstindbreen.
Nun geht es zum Stausee hinunter und immer entlang des Ufers. So erspare ich mir ein ständiges auf und ab des Wanderwegs. Die Fußspuren am Ufer zeigen mir das ich nicht der einzige Wanderer mit dieser Idee war.
Um kurz vor zehn überquere ich den Staudamm des Sees und kürze meinen Weg um ein paar Kilometer auf diese Weise ab und ich laufe querfeldein in Richtung der Nordlandsrouta.
Dann geht es weiter durch das traumhafte Storskardet Tal. Dort mache ich auf halber Strecke eine ausgedehnte Pause und geniesse die Aussicht auf den Okstindbreen. Zwischenzeitlich habe ich das Gefühl das ich Stimmen höre. Ist es langsam so weit bei mir und ich bilde mir schon Stimmen ein, bin ich etwa schon so vereinsamt? Vielleicht machen aber auch hinter der nächsten Kuppe Wanderer eine Pause.
Ich mache mich wieder auf und laufe weiter durch das Tal und endlich geht es an die Umrundung des Gresfjellet. Ich steige langsam ab und steh plötzlich vor Susanne und Anders die gerade eine kurze Pause machen. Wir unterhalten uns ein wenig und siehe da ich bin die Tage auf dem Weg nach Steigvasselv oberhalb ihres Zeltplatzes vorbei ohne sie gesehen zu haben. Der Hund hat mich wahrgenommen und hatte die beiden geweckt. Sie hatten sich gestern schon gewundert das von mir kein Eintrag im Hüttenbuch war und sich gefragt wo ich abgeblieben bin.
Die beiden wollen heute auch noch nach Umbukta und wir laufen ein Stück gemeinsam. Ich scheine aber etwas schneller zu sein und verliere die beiden bald aus den Augen.
An einem Bachlauf mit eiskalten Wasser erfrische ich mich ein wenig und fülle meine Flasche auf. Dies soll der letze Bach bis Umbukta sein wo ich Wasser nachtanken kann. Alle anderen sind trocken oder nur noch Rinnsale.
Ich laufe noch ein Stück zur Grasfjellkoia und mache kurz Rast bevor es nun stetig bergauf geht. Die ganze Zeit liegt zu meiner linken der Storakersvatnet und entfernt am Horizont zeichnen sich die vergletscherten Gipfel des Svartisen ab.
Am Nachmittag geht es an die letzte schweißtreibende Etappe. Es gilt nochmal ordentlich den Skukkenrøysa hoch zu steigen. Nach rechts kann ich schon zur E12 und Umbukta sehen. Aber ich muss noch von diesem Berg runter und um das Rundfjellet herum, was auch noch einmal 120 hm Aufstieg behinhaltet und mir geht langsam das Wasser aus. Hinter dem Rundfjellet mache ich nochmals Pause und leere meine Wasserflasche. Umbukta ist schon in greifbarer Nähe und ich mobilisiere die letzten Reserven. Dann überquere ich die E12 und stehe vor der Umbukta Fjellstue. Ein unglaubliches Gefühl macht sich in mir breit. Ich bin stolz auf die heutige Leistung, stolz auf mich und überglücklich hier angekommen zu sein.
Als ich eintrete werde ich direkt von Maria begrüsst. Das ich Norge på langs wander muss mir wohl auf der Stirn stehen.
Ich solle meinen Rucksack nehmen und Sie zeigt mir wo ich heute Nach schlafen kann. Dann soll ich mich erstmal frisch machen und in einer halben Stunde ist Essen für mich fertig.
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und ich packe meine Sachen in das Stabbur und gehe duschen. Die Dusche ist nach diesem Tag ein echter Traum. Das ganze wird nur noch von dem hervorragenden Essen und dem kalten Bier übertroffen.
Ich bin gerade am essen, da kommen Susanne und Anders herein. Die beiden haben es auch geschafft und ich gratuliere ihnen zum Etappenziel.
So wie ich wollen die beiden auch morgen hier Ruhetag halten. Am Abend kam noch Sølve der gute Hausgeist der Fjellstue herein. Der bot uns an uns morgen an die schwedische Grenze zum Matbussen zu fahren, damit wir einkaufen können.
Am nächsten Tag war dann ausschlafen, frühstücken und Depotpaket verstauen angesagt.
Lange sitze ich nach dem Frühstück mit den beiden Norwegern am Tisch und wir reden über alles mögliche
Dann kommt Sølve aus Mo i Rana zurück und fährt mit uns einkaufen.
Was für eigene Erinnerungen!!!Schon fast surreal in Børgefjell!Chappeau für Deine grossartige Leistung, Du bist dem Ziel ein grosses Stück nähergekommen….die Frage bleibt….will man das Ziel so überhaupt je erreichen 😉
God tur videre!
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Danke Martin.
Ja das war hierher ein Meilenstein für mich, da nun auch der Karte nach mehr Wegstrecke hinter mir liegt als vor mir.
Die Frage ist wirklich berechtigt. Auf eine Art freue ich mich darauf irgendwann wieder daheim bei meiner Frau zu sein. Andrerseits ist das tägliche laufen mehr als entschleunigend und man hat den Kopf absolut frei.
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