Entlang der Troll – Loipe in den Rondane Nationalpark

Ich sitze in meinem Gartenhäuschen und habe den Ofen an. Der Tag ist richtig usselig. Der Wind pfeifft um die Hütte und man kann so rein gar nichts draussen machen. So sitze ich in meiner Ecke, habe ein Buch in der Hand und wärme mir die Füsse am Kamin. Das schlimme ist, das Fernweh nagt bereits wieder an mir und ich hätte mal wieder richtig Lust auf eine Tour im hohen Norden. Dann plötzlich habe ich die Eingebung, wie wäre es mit einer Skitour? Ich habe eine Paris Expedition Sled im Keller stehen, Schneeschuhe und meine Ausrüstung kann temperaturtechnisch auch schon einiges ab. Aber nur wohin? Ich lege das Buch zur Seite und nehme das Smartphone zur Hand und suche mich durch ut.no, dem Wunderwerk wenn es um das norwegische Wander und auch Winterrouten netz geht. Der Rest kommt innerhalb der nächsten Tage. Meine Frau hält mich während dessen für leicht durchgeknallt. Die Idee mit den Schneeschuhen verwerfe ich fix wieder und order mir bei Sport Conrad Backcountry Ski. Ich rüste meine Paris Pulka auf und fange an mir einen Packsack für den Schlitten zu nähen. Die Planung ist auch sehr schnell durch und ich habe zwei Gebiete in die engere Wahl einbezogen. Einmal das Gebiet von Lillehammer ins Rondane und einmal von Kongsberg über das Blefjell in die Hardangervidda. Beide Gebiete sind gut mit dem Zug zu erreichen und auch die Rückfahrt wäre mit dem Zug möglich, was das ganze sehr vereinfacht. Denn das Auto würde ich entweder in Hirtshals in Dänemark parken und mit der Fähre nach Kristiansand übersetzen, oder ich würde von Düsseldorf nach Oslo Gardermoen fliegen. Am Ende entscheide ich mich für das Rondane und das Flugzeug. Das Gebiet von Lillehammer wähle ich aus einem sehr einfachen Grund, dort gibt es bis hoch ins Rondane ein Netz aus Loipen und dicht zusammen liegende Hütten des DNT. Es wird schließlich meine erste Wintertour und da gehe ich lieber auf Nummer sicher. Das Gebiet wird sicherlich nicht so einsam sein wie die Gegend um die Hardangervidda, aber besitmmt genau so eine schöne Landschaft haben. Bald fällt dann auch das Auto aus der Planung raus und ich buche mir einen Flug nach Oslo und zurück. Einziger Nachteil auf einmal, SAS teilt mir in der Hotline später mit das ich die Paris Expedition nicht mit an Bord nehmen kann. Der Schlitten ist schlicht zu groß für meine gebuchten Flüge und ich muss eine gute Woche vor Start nochmals umplanen.Durch Zufall finde ich bei eBay eine Acapulka Scandic Tour 120 und die sogar nagelneu und mit Zubehör. Für diese sollte ich laut SAS aber 140€ Übergepäck bezahlen für Hin und Rückflug zahlen. Dann ist es eben so.

Es ist der 26.02 kurz nach 15.30 Uhr als ich Feierabend mache. Im Auto liegt bereits die Pulka, Ski und Rucksack. Ich sammel schnell noch den Schwiegervater und Nadine ein die mich zum Flughafen bringen wollen, dann geht es nach Düsseldorf. Am Flughafen läuft der Check in mit den Ski und der Pulka dann total stressfrei.

Nun stehe ich am Check in und Ski und Pulka rauschen durch den Scanner beim bulky baggage und offenbar brauche ich wohl doch kein Übergepäck zahlen. Keine halbe Stunde später bin auch ich durch die Kontrolle durch und sitze in einem der kleinen Restaurants des Terminals. Dann beginnt auch schon das Boarding und der Flieger hebt pünktlich um 19 Uhr ab. Um kurz vor 21 Uhr stehe ich in der Ankunftshalle des Osloer Flughafens und hole mir im Narvesen noch zwei Flaschen Cola. Jetzt gerade merke ich wie kaputt ich von den letzten Wochen der Arbeit bin und wie sehr mich diese ständigen zwei- bis dreiwöchigen Schichten alleine in der Küche ausgelaugt haben.

Pünktlich um 21.59 Uhr fährt mein Zug nach Lillehammer ab. Im Zug muss ich die ganze Zeit aufpassen nicht einzuschlafen und sauge dementsprechend die beiden Flaschen Cola weg. Endlich um kurz vor zwölf in der Nacht stehe ich vor dem First Hotel Breiseth in Lillehammer. Die vielleicht dreihundert Meter vom Bahnhof zum Hotel hatten es nochmals in sich. Rs lag dermaßen viel Splitt auf dem Schnee das ich die Pulka vom Bahnhof rüber zum Hotel tragen musste. Normale Menschen haben dafür auch einen Wagen dabei. Ich checke schnell ein, wuchte die Pulka ins Zimmer und falle direkt ins Bett.

Nach dem Frühstück am kommenden morgen schleiche ich noch kurz durch Lillehammer und durch den Sport 1. Meinem Freund Vanja ist am Abend zuvor aufgefallen das sein Mehrstoffkocher Benzin verliert und so besorge ich ihm auf seinen Wunsch hin noch etwas Gas. Dann hole ich die Sachen aus dem Zimmer und gehe hinüber zum Busbahnhof und steige in den Bus zur Pellestova. Im Gudbrandsdalen liegt sehr wenig Schnee und ich frage mich wie ich meinen Pulk da bloß durch bekommen soll. Die Situation ändert sich dann aber minütlich je mehr Höhenmeter der Bus macht. Gegen halb elf stehen Pulka und Ski Startklar an der Pellestova und ich sitze im gemütlichen Café zu einem süssen Teilchen und Cappuccino. Ich warte nur noch auf Vanja der mich einen Teil der Strecke begleiten möchte. Etwa eine halbe Stunde später ist dann auch Vanja da. Nach mehren Tassen Kaffee kommen wir erst um halb eins los.

Ich schnalle mir meine Ski an und mache die Pulka am Rucksack fest. Dann wackel und rutsche ich über die Loipe. Auf meine nicht vorhandenen Ski Künste möchte ich jetzt nicht näher eingehen. Es sei nur soviel gesagt, ich stand noch nie auf Ski und dies hier ist die Premiere. Ich denke ihr könnt euch ausmalen es in diesem Moment auf der Loipe ausschaut.

Die nächsten Tage geht es also immer auf der Troll Loipe entlang bis hinein in den Rondane Nationalpark. Mein Endziel liegt auf der Rondvassbu Turisthytte, oder in Hjerkinn zwischen Rondane und Dovrefjell. Aber nun rutsche und stolpere ich gerade über die Piste. Es geht durch eine leicht hügelige Landschaft nach Steinmyrhaugen und noch weiter nach Rognhaugen. Hier an einer kleinen Alm bauen wir die Zelte auf während es bereits dämmert. Ich schmelze mir noch Schnee und bereite eine Trekking Mahlzeit zu, dann krieche ich in meinen Schlafsack. In der Nacht werde ich wach. Eis hat sich an der Innenkabine durch meine Ausdünstungen gebildet und das Thermometer zeigt -17 Grad an. Ich verkrieche mich wieder tief in meine Daunentüte. Als am Morgen die Sonne über die Berge gekrochen kommt und alles rot und Gold anleuchtet fühle ich mich in diesem Moment absolut wohl. Obwohl das Thermometer noch immer -14 Grad anzeigt sitze ich auf der kleinen Bank neben dem Zelt und genieße die Aussicht. Jetzt gerade möchte ich nirgends wo anders sein. Das hier fühlt sich einfach richtig. Wir bauen langsam die Zelte ab und sind um kurz nach acht startklar.

Von Rognhaugen nehmen wir den Anstieg über den Høgåsen nach Vedemslia und Nysetra. Dort zweigt die Loipe ab und wir folgen ihr rechts ab zur Djupslia DNT. Die Hütte erreichen wir nach etwas über 13 km. Nur die letzten 900 m bergauf sind nochmal eine Qual. Dafür ist dann die Hütte umso gemütlicher. Abends bekommen wir dann noch Besuch und wir sitzen zu fünft in der kleinen Hütte.

Am kommenden Tag stehen fast 17 Kilometer auf dem Plan. Ich fühle mich auf den Skiern heute recht sicher und lege auf der Loipe ein ordentliches Tempo hin. Vanja fällt bereits auf dem ersten Kilometer zurück und so warte ich bei der Weggabelung von Kilometer vier auf ihn. Nun geht es im stetigen bergauf bergab entlang des Gopollfjellet. Beim Parkplatz von Bråstad machen wir eine ausgedehnte Pause. Hier holen uns dann zwei unserer Mitbewohner der Djupslia, Urs und ihr Freund Christoph ein. Da die beiden nur mit leichten Gepäck und Langlauf Ski unterwegs sind kommen sie richtig fix voran. Auch wir setzen uns wieder in Bewegung und schon nach ein paar Minuten bin ich wieder allein unterwegs. Hinter der Siedlung Nord-Gopollen geht es nun hinunter über die Gopollmyrene (Sumpflandschaft) und es folgen die letzten fünf Kilometer zur Vetåbua DNT. Auf den Skiern fühle ich mich heute total sicher und ich schieße regelrecht davon. Sofern man von davon schießen mit einer 30kg Pulka reden kann. Auf jeden Fall lege ich die 16,5 km in gut vier einhalb Stunden zurück.

Urs und Christoph haben es sich bereits in der kleinen Hütte gemütlich gemacht. Ich beziehe die große Hütte und heize den Ofen an. Irgendwann kommt dann auch Vanja um die Ecke.

Abends sitzen wir alle zusammen in der großen Hütte und beratschlagen über den nächsten Tag. Denn es sind Böen von knapp 60 km/h und Schneefall angesagt und wir wollen hinauf zur Jammerdalsbu. Über die Troll Loipe wären es 26km und über die gekvistete Route (mit Holzstäben abgesteckte Route aber nicht gespurt) sind es knapp 18km. Wir nehmen die ungespurte Strecke und quälen uns Tags drauf durch die ungespurte Landschaft sechs Kilometer bis zur Saubua rüber. Meine Motivation lässt gerade ziemlich zu wünschen übrig. Aber ich beiße die Zähne zusammen und so geht es weiter. Die Landschaft um uns herum besteht nur aus weiss tönen. Nur hier und da durchbricht das grau braun eines Baumes die weiße Silhouette. Dann folgt der erste Anstieg auf den Øvetlihøgda. Meine Kurfelle find mit der Pulka im Schlepp kaum halt und so quäle ich mich den Berg rauf. Endlich oben angekommen stehe ich allein auf dem Bergrücken. Das es vor mir hinunter geht erkenne ich nur daran das die Kvisten vor mir kürzer werden. Langsam fahre ich bergab, doch bei jeder Schneewehe über die die Pulka fährt macht es einen Ruck und mich wirft es in den Schnee. Keine Ahnung wie oft es mich hin wirft. Als ich in der Senke ankomme sehe ich noch an einer Hütte das Pärchen bergauf ziehen. Die beiden hatten uns beim Anstieg vorhin überholt. Ich mache nochmal kurz Pause und gehe dann den letzten Anstieg zur Jammerdalsbu an. Der Anstieg ist wirklich ein Jammer und ich fluche lauthals vor mich hin immer wenn meine Ski keinen Halt finden und ich nen Satz zurück mache. Aber irgendwann bin ich dann über den letzten Anstieg rüber und es geht leicht bergab. Im tristen weiß der Landschaft heben sich die beiden Schornsteine der Hütte ab. Ich Jubel laut und stapfe auf die im Schnee liegende Hütte zu. 10-15 Minuten später bin ich da und lasse die Pulka zur Hütte hinunter. Ich bin absolut platt und so werfe ich mich mit einer Dose Konservenobst in einen der Lehnstühle und schlürfe den süßen Saft aus der Dose.

Urs und Christoph, die beiden Deutschen aus der Nähe von Köln hatten die Hütte vor uns erreicht. Morgen würden wir wieder auf die beiden bei der Vesslefjellbua treffen. Am Abend kommt noch ein Deutscher auf die Hütte, Uwe. Er ist irgendwo im endsechsiger Bereich und fängt sofort an unsere Ausrüstung zu kritisieren. Eine Pulka ist nichts. Richtig unterwegs ist man nur mit Rucksack. Und die Skistiefel da, wem gehören die? Die sind scheisse. Oh man, hört dieser Typ eigentlich nie auf zu reden!? Seine Reisen von denen er erzählt klingen interessant. Doch leider haut er auch jedem seine Meinung ungefiltert um die Ohren, ob es dich nun interessiert oder nicht. Ein paar mal möchte ich ihm die Meinung geigen, aber ich hab da gerade so keine Lust drauf. Also koche ich mir noch was und gehe dann ins Bett lesen.

Am kommenden morgen sehen wir zu das wir früh los kommen. Wir haben knapp 19 km bis zur Vesslefjellbua vor der Nase und da es gestern die ganze Zeit geschneit hat wird man von der Loipe kaum noch was sehen. Nach den fast drei Kilometern den Berg runter stehen wir dann auf der Loipe. Und wie man sieht sieht man nichts. Die Spur liegt unterm Schnee und wir hangeln uns nur entlang Kvisten am Wegesrand. Wir folgen den Kvisten der Loipe hinüber zum Store Skinalia. Dort sehen wir fast komplett eingeschneit zwei Hängebrücken des Sommerwanderwegs. Dann führt die Route jäh abwärts. An diesem Punkt kommen meine nicht vorhandenen Ski Künste wieder zum tragen. Die ersten Meter sehen bergab noch ganz gut aus, doch dann haut es mich bei zunehmenden Tempo regelrecht von den Brettern und eine Wolke aus Schnee umhüllt mich. Ich löse die Bindung der Ski und rappel mich auf die Beine. Die Skier lasse ich den Rest bergab alleine fahren und ich stapfe mit der Pulka im Schlepptau hinterher. Dann folge ich der Route nochmals knapp 600m bis es hinunter zur Søråa geht. Dieses Mal bleibe ich auf den Skiern und genieße die kleine Schussfahrt. In der Senke angekommen machen Vanja und ich erstmal Pause.

Nach gut 20 Minuten beenden wir die Pause. Nun geht es den Hang auf der anderen Seite wieder hinauf. Meine Ski haben mit ihren Kurzfellen wieder so gar keinen Halt und ich beschließe den Anstieg ohne Ski zu meistern. Das klappt dann sogar ganz gut. Eigentlich sogar sehr gut. Ruckzuck bin ich den Hang hoch und schnalle wieder die Ski an. Jetzt geht es für einige Kilometer nur noch durch ebenes bis leicht abschüssiges Gelände im entlang des Stulshøgdin. Ich komme so fix voran, das Vanja schon nach ein paar Minuten außer Sicht ist. Irgendwann folgt eine Passage durch lichten Birkenwald wo mir zwei Wanderer mit einer Paris Sled begegnen. Die beiden richten mir Grüße von Urs und Christoph aus, die ein ganzes Stück vor mir sind. Dann geht es langsam aber sicher wieder bergauf und schon bald folgt der Wegweiser in der Nähe des Wasserfalls Dørfallet. Hier treffen Sommer wie Winterroute aufeinander. Ich halte eine etwas längere Pause an der Gabelung, weil mein Knöchel schon wieder schmerzt wie verrückt. Irgendwie scheine ich mit diesen Skistiefeln so gar nicht klar zu kommen.

Dann mache ich mich wieder auf den Weg. Die letzten vier Kilometer geht es fast nur bergauf. Und dann kann ich sie endlich sehen, die beiden neuen Hütten des DNT, die Vesslefjellbua

Die neue Vesslefjellbua ersetzt die alte Gråhøgbu etwas weiter nordöstlich. Der DNT hatte sich dazu entschlossen eine neue Hütte auf einer anderen Route zu bauen, da die wilden Rentiere hier im Rondane Gebiet ihre Weidegründe hinüber zur Gråhøgbu verlagert haben.

Wie eigentlich alle neuen Hütten des DNT ist auch die Vesslefjellbua hoch modern gehalten. Viel Glas und helles Holz. Dazu ein in nenne es mal IKEA Look. Eigentlich nicht so schlimm, auch wenn mir die alten Hütten mit ihrem rustikalen Aussehen und der Inneneinrichtung lieber sind. Was aber leider gar nicht geht ist die Tatsache das mit der Vesslefjellbua zwei große Hütten zur Verfügung stehen, die beide zwei riesige Wohnräume mit schon fast monströsen Sitzecken haben, aber die eine Hütte nur 8 Schlafplätze plus ein paar Matratzen aufweist und die andere nur einen offenen Schlafraum mit drei Betten aufweist, einen abgeschlossenen Schlafraum für den Tilsyn und von außen zugänglich ein Schlafraum für Hundebesitzer plus fünf Matratzen. Aber das eigentlich größte Problem ist das diese Hütte nur über eine Toilette verfügt. Naja und was soll ich sagen, als ich rein komme wird mir schon gesagt das die Toilette voll bis über die Klobrille ist. Kein Wunder, ist die Toilette nicht abgeschlossen und liegen die beiden Hütten direkt an der Loipe auf der alle Touristen ihre Tagesrunde von Venabu über den Berg drehen. Ich hab zwar schon mal eine schlimmere Toilette gesehen, aber noch nie bei einer Hütte die erst vor drei Monaten eröffnet wurde. Ich glaube hier hat der Planer der Hütte grundlegend Mist gebaut.

Als ich am frühen Mittag ankomme ist eine Hütte schon bis zu letzten Schlafplatz voll und in der anderen Hütte ist auch kein Platz mehr. Als Vanja ankommt, beschließen wir kurzer Hand auf dem Dachboden zu schlafen. Wir geben später schon mal drei der fünf Matratzen hinunter. Am Abend ist dann such diese Hütte überfüllt. Um 20 Uhr sitzen wir zu Zehnt in der Hütte. Ein Pärchen aus den Niederlanden, eine Schweizerin, zwei deutsche, drei Norweger und Vanja und ich. In der anderen Hütte ist es auch nicht besser. Auf jeden Fall wird der Abend recht entspannt.

Für den nächsten Tag ist ein Ruhetag angesagt. Dieser ist für mich auch sehr dringend nötig. Ich muss meinen Fuß etwas zur Ruhe kommen lassen, denn der Schuh hat mir am linken Fuß eine üble Druckstelle unterhalb des Knöchels beschert und auch so waren die letzten Tage auf den Ski recht anstrengend. So liege ich in der Ecke und lese, während Vanja sich nach Spitsbergsetra aufmacht um sich im Wellnesshotel zu entspannen.

Den ganzen Vormittag über kommen Skifahrer hoch schauen sich die Hütten an und tragen mit ihren Ski Schuhen Schnee in die Räume hinein. Noch so ein Aspekt den ich gerade nicht verstehe. Im tiefsten Fjell sind die Hütten mit Vorhängeschlössern gesichert und hier steht bis auf die Vorratskammer alles offen. Zum Nachmittag wird es dann schon wieder voll. Auf der einen Hütte hat sich eine größere Gruppe einquartiert und bei uns kommen am Abend noch drei ältere Herren herein. Sie fragen uns ob noch Platz wäre und wir sagen ihnen das noch ein Raum mit drei Betten frei ist. Sie fragen ob sie ihn sich anschauen können, wir bejahen. Dann latschen sie mit ihren Ski Schuhen quer durch die Hütte und wieder in den Vorraum. Die ganze Zeit stehen die Türen auf bis wir dann die innere schließen. Irgendwann wackeln die drei dann zu der anderen Hütte und kurz darauf kommt eine Frau hinunter zu uns. Sie kommt in die Hütte rein und stellt sich als jemand vom norske turistforeningen vor und hält uns direkt einen Vortrag darüber das die Hütte nicht sehr cozy ausschaut und wir hier aufzuräumen hätten. Ok der Küchentisch ist gerade echt nicht aufgeräumt, weil da Kamera, Powerbank und Proviantbeutel drauf liegen. Aber die Hütte schaut jetzt besser aus als bei unserer Ankunft am Vortag. Haben wir doch die Couch gemacht, aufgeräumt, durchgefegt und sogar den Korridor gewischt. Nein, das interessiert die Dame nicht. Dann bekommen wir gleich noch einen mit. Den drei Herren hätten wir unser Zimmer überlassen müssen erklärt sie uns doch sehr unfreundlich. Denn ab der zweiten Nacht müsse man Neuankömmlingen das Bett frei machen, insofern keines mehr frei wäre. Vanja und ich schauen uns nur noch fragend an und verweisen darauf das unsere Schlafsäcke auf dem Dachboden liegen würden, da wir auch schon letzte Nacht dort oben geschlafen hätten. Die Dame läuft sofort zum Zimmer rüttelt an der einen Tür und fragt uns warum diese abgeschlossen sei. Wir sagen ihr das der Raum dem Tilsyn gehört, darauf geht sie zum nächsten Zimmer und schaut hinein. Dann wirft sie noch einen Blick auf den Dachboden und fragt uns ob das unsere Schlafsäcke wären. So langsam bin ich etwas genervt von der guten und gebe ihr zu verstehen das wir das gerade schon gesagt haben. Dann verschwindet sie wortlos. Am Abend rennt Sie dann aber noch mehrmals an der Hütte vorbei und schaut immer zu uns rein. Ich war bereits auf sehr vielen Hütten in Norwegen und habe schon so einige Hüttenwarte kennen gelernt. Mit so einigen hatte ich sehr schöne Abende und angenehme Gespräche vorm warmen Ofen. Aber sowas wie an diesem Abend ist mir noch nicht über den Weg gelaufen.

Am Morgen folgt das so übliche Ritual. Wir machen für Nachfolge Gäste Schnee in die Eimer, legen frisches Brennholz parat und fegen die Hütte aus. Und verlassen eine aufgeräumte Hütte. Eben wie immer. Dann schnappen wir uns unsere Pulken und fahren nach Spitsbergsetra zum Frühstück. Den ganzen Morgen schon schneit es ohne Ende und als wir wieder los wollen wühlen wir uns durch den Schnee voran. Nach fast einer halben Stunde und etwas über 300m geben wir entnervt auf und gehen zurück ins Hotel. Eigentlich wollten wir zur Eldåbu, aber diesen Bedingungen ist da nichts zu machen. Also sitzen wir das Wetter aus und hoffen dass das Wetter am kommenden Tag besser wird. Zumindest hat der Abend hier im Hotel auch was gutes. Wir nehmen an einem Aquavit tasting teil. Als wir der Mitarbeiterin in die kleine Blockhütte folgen staunen wir beide Bauklötze. Ich hätte nie gedacht das es so viele verschiedene Sorten Aquavit gibt.

Der nächste Tag wird besser. Wir schlagen uns den Bauch am üppigen Frühstücksbuffet voll und platzen fast, als wir die Pulken aus dem Skistall heraus holen und uns fertig machen. Die Sonne strahlt von einem stahlblauen Himmel und die ersten sechs Kilometer sind frisch gespurt. So kommen wir richtig gut voran und arbeiten uns bis zum Sattel des nørdre Bølhøgda hoch. Von hier haben wir eine unfassbar gute Sicht hinunter ins Frydalen und nach links zum Krøkla und zum Tjønnsæterfjellet. Wie ich mit meinem Tee so da sitze und die Aussicht genieße schwelge ich etwas in Erinnerungen. Über den Krøkla kam ich Anfang Juni 2018 bei meiner Reise an das Nordkapp und von hier schaut dieser Weg über den Berg hinunter ins Tal und dann hoch zur Eldåbu echt beschwerlich aus. Ja das war er zwar den Tag auch, aber er war auch sehr schön. Muss ich doch auch gerade an die nette Unterhaltung mit den beiden Pferderanchern unten im Tal bei Fryvollan zurück denken, die mir noch eine Abkürzung gezeigt hatten.

Dann geht es weiter. Wir kommen an die Weggabelung an der unser Teil der Loipe endet. Nochmals machen wir kurz Pause und genießen die Aussicht hier. Nun folgen wir den Kvisten durch ungespurtes Gelände. Eine ständige Berg und Talfahrt folgt und ein zwei mal bin ich mir nicht sicher wie ich mit meinen Kurzfellen den Anstieg schaffen soll. Aber irgendwann komme ich auch über den letzten steilen Anstieg und schnaufe erstmal. Aber die Aussicht entschädigt für alles und ich laufe vom Svartkampen nun nur noch talwärts. Auf den letzten Kilometern hole ich dann auch Vanja wieder ein, der bei dem ersten Anstiege davon gezogen war und gemeinsam laufen wir durch den Birkenwald auf die Eldåbu zu, die wir bis zum Abend für uns haben. Irgendwann gegen 19 Uhr taucht noch ein Vater mit seiner Tochter auf. Oder eher andersrum. Die beiden Deutschen erzählen uns das die Tochter den Papa doch ziemlich geschafft hat. Mit den beiden wird es noch ein netter aber auch nur kurzer Abend. Länger als halb zehn wird es bei mir nicht mehr.

Der kommende morgen beginnt mit wolkenlosen Himmel und die ersten Sonnenstrahlen leuchten bereits die umliegenden Gipfel in rot orangenes Licht. Ich stehe eine ganze Zeit lang mit meinem Kaffee draussen und schaue zu wie das Winterfjell langsam aufwacht.

Søre Eldåkampen

Um halb neun sind die Pulken gepackt und wir machen uns auf den Weg nach Mysusæter. Zu erst folgen wir für einen guten Kilometer dem Weg von der Eldåbu zurück und laufen in einer fast vier Kilometer langen Kurve umd das Tal der Storeldåa. Auf der Sommerroute läuft man nur von der Hütte zum Fluss hinunter, quert die Brücke und steigt das Tal wieder auf. Nun wühlen wir uns durch tiefen ungespurten Schnee und kommen ziemlich ins Schwitzen. Aber dafür ist die Aussicht großartig. Links von uns liegt die kleine Eldåbu auf ihrem Hügel und vor uns schauen wir auf das Frydalen mit dem dahinter liegenden Tjønnseterfjellet. Wir können gar nicht anders und machen nach gut fünf Kilometern die erste Pause. So sitzen wir da mit unseren Thermosflaschen in der Hand, schweigen vor uns hin und genießen diese Aussicht.

Das Gelände wird langsam abschüssig und wir quälen uns in der Mittagssonne auf den Veslhøa zu. Hier verläuft quer zu uns eine Scooter Spur der wir dann ein paar hundert Meter folgen. Nur um dann fest zustellen das die Spur hinunter in das Frydalen führt. Also ändern wir wieder die Richtung und arbeiten uns den Hang wieder hinauf in Richtung der Kvisten. Die sind aber gar nicht mal so einfach wieder zu finden. Irgendwann sind wir wieder auf Kurs und man kann schon das Ende des Tals mit dem großen Furusjøen erkennen.

Langsam beginnt der Abstieg hinunter in das Tal und ich gleite mit den Skiern durch dichten Wald eine doch schon sehr gebeutelte Spur hinunter. Als ich an der Kreuzung im Tal ankomme muss ich mir richtig auf die Schulter klopfen. Ich habe mich nicht einmal auf die Nase gelegt und die Talfahrt hat richtig Spass gemacht. So warte ich an der Wegkreuzung auf Vanja der doch sehr lange auf sich warten lässt und erst auftaucht als ich bereits meinen Kocher ausgepackt habe und am Schnee schmelzen bin für ein Mittagessen. Wir machen fast eine Stunde Pause, dann geht es weiter, nun wieder auf einer frisch gespurten Loipe. Nach vielleicht einem Kilometer ist mein Weggefährte hinter mir verschwunden. Ich schieße regelrecht über die Piste genieße die sich abwechselnde Landschaft hier am Furusjøen, denn nach einer guten dreiviertel Stunde geht es direkt am Ufer entlang.

Hinter der Ferienhaussiedlung Gliteroset steigt der Weg nun wieder am Koltjønna an und führt mich hinauf in das Pungdalen. Hier oben mache ich mit Blick zurück auf den Furusjøen nochmals Pause und sehe erst jetzt das Vanja versucht hatte mich zu erreichen. Ich rufe zurück und er will wissen wo ich stecke, denn er sei meiner Spur auf den See gefolgt. Ich teile ihm mit das ich nie auf dem See war und ich auch nicht weiß welcher Spur er da gerade folgt. Er ist ein wenig perplex, denn nun hat er einen Umweg von einigen Kilometern auf sich genommen.

Ich laufe unterdessen weiter nach Mysusæter und versuche ein Hotel für uns ausfindig zu machen. Keine halbe Stunde später laufe ich auf den Parkplatz des Ortes zu und quäle mich den letzten Anstieg zur Rondane Fjellstue hinauf. Dort angekommen muss ich aber leider erfahren das dieses Hotel nur für private Gruppen ist und man hier nicht so einfach einkehren kann. Jetzt stehe ich vor dem selben Hotel wie schon vor fünf Jahren und kann hier nich schlafen. Damals war es geschlossen und nun privat. Aber ein netter Herr kommt zur Türe hinaus und bietet mir an das ich im Keller auf der Couch schlafen kann. Er könne schließlich nicht zulassen das ein Wanderer vor verschlossener Türe stehen bleiben müsse. Und so gehen wir in den Keller runter der ja eigentlich doch echt gemütlich ist und mir wird noch Abendbrot und für den kommenden Tag Frühstück angeboten. Dann frage ich noch ganz vorsichtig nach und bekomme dabei schon irgendwie ein schlechtes Gewissen ob mein Freund der noch etwa eine Stunde entfernt ist evtl auch hier einkehren könnte. Es wäre überhaupt kein Problem, sagt der Herr, solange da nicht gleich ein Reisebus noch mehr Leute vor dem Hotel ablädt. Ich verspreche es ihm hoch und heilig und bedanke mich noch tausend mal für die Gastfreundlichkeit.

Eine gute Stunde später steht dann auch Vanja vor der Tür und wir richten uns im Keller ein und um 20 Uhr bekommen wir einen kleinen Tisch zugewiesen und bekommen einen großen Teller feinstes Essen vorgesetzt und noch für jeden eine Dose Bier! Der Abend ist ja sowas von gerettet. Nach zwei großen Tellern schleichen wir wieder in unser Gemäuer und bedanken uns noch auf dem Flur bei dem netten Herrn.

Um halb acht werden wir zum Frühstück abgeholt. Im großen Restaurant steht eigentlich alles was man braucht um satt zu werden und nach dem dritten Teller bekomme ich schon wieder ein schlechtes Gewissen und als wir nachfragen was man denn für die Nacht und das essen bekomme winkt man hier nur ab. Nichts! Ich sagte ja schon ich bekomme ein schlechtes Gewissen. Auch das wir die Küche oder den Speisesaal mit aufräumen würden wird abgelehnt und uns wird einfach nur eine gute Reise gewünscht. Ich gehe nochmals zu dem Herren und frage ob wir ihm irgend etwas gutes tun können. Er grinst mich nur an und meint wir sollen die Rondane Fjellstue weiter empfehlen. Machen wir sicherlich! Vanja schenkt ihm bevor wir aufbrechen noch eines seiner Schweizer Taschenmesser. Dann machen wir uns auf den Weg und folgen der Loipe hinauf. Die ersten zwei Kilometer geht es ordentlich hoch und wir kommen bei dem Wetter was uns wohl heute erwartet ordentlich ins schwitzen. Es ist nicht eine Wolke am Himmel und die Temperaturen liegen bei knapp unter null Grad.

Die letzten Kilometer geht es im weiten Bogen um die Storula und auch langsam bergab und am frühen Vormittag laufen wir auf der Rondvassbu ein. Hier werden wir eine Nacht machen und uns dann trennen. Vanja möchte über die Grimsdalshytta in Richtung Alvdal und ich will über den Rondvatnet nach Dørålseter und Grimsdalshytta nach Hjerkinn oder ich laufe zurück nach Mysusæter. Das würde ich morgen entscheiden, denn noch immer habe ich tierische Probleme mit meinem Knöchel und ohne morgens zwei Schmerztabletten zu nehmen geht gar nichts.

Am Abend kommt die Ernüchterung. Wir werden wohl morgen nicht weiter laufen. Auf yr.no, dem norwegischen Wetterportal, wird ein Wintersturm angekündigt. Hier bei Rondvassbu wird er wohl recht milde mit Böen um die 40-60 km/h ausfallen, aber bei Dørålseter oder der Grimsdalshytta sind Böen zwischen 75 und 80 km/h angesagt. Das ist sicherlich kein Wetter das man sich antut wenn man nicht muss. So sitzen wir nach dem Abendessen lange in der Stube der Hütte bei Bier und verkriechen uns erst recht spät ins Bett. In der Nacht legt dann langsam der Sturm los und am morgen ist es bereits kräftig am schneien.

Wir gehen erst einmal frühstücken und genießen das große Buffet und beobachten durch die Fenster wie der Wind den Schnee über den Rondvatnet schiebt. Nach und nach leert sich die Hütte. Es ist Sonntag Vormittag und die Norweger die hier gestern noch zum Ski fahren unterwegs waren müssen wieder runter ins Tal. So bricht ein Pulk nach dem anderen auf. Ein paar werden mit Skidoo und Anhänger ins Tal transportiert und so sitzten wir am Ende nur noch zu zwei hier. Ein schon sehr komisches Gefühl wenn man in so einer riesigen Anlage allein mit dem Personal ist, das auch gerade nicht weiß was es ausser stricken so machen soll.


Uns hat die Zwangspause gereicht und wir sind froh das wir Tags drauf wieder die Ski anschnallen können und das es wieder weiter geht. Vor der Hütte verabschieden wir uns und ziehen unserer Wege. Mitten auf dem Rondvatnet höre ich aus der Ferne ein „god Tur!“ durch das weiß hallen und sehe einen Vanja der mir hinterher winkt.

Im Schnee sinke ich teils bis über den Knöchel ein und erst nach einigen Kilometern wird es langsam besser. Es fühlt sich absolut komisch an über den See zu laufen und zu wissen das es unter einem ein ganzes Stück abwärts gehen könnte wenn das Eis nachgeben würde. Ich komme natürlich unbeschadet über den See und steige nun im Rondvassdalen langsam auf zu den beiden Seen Bergedalstjønnin. Es ist eine ziemliche plackerei. Überall schauen Felsen aus dem Schnee und so ziehe ich eine Schleife nach der anderen und muss ziemliche Umwege in Kauf nehmen.

Ich arbeite mich Kilometer für Kilometer hinüber zum Trog des Dørålen. Wie schon die Kilometer zuvor muss ich noch immer Umwege in Kauf nehmen, da das Gelände extrem steinig geworden ist. Bei ein paar Stellen trage ich die Pulka sogar über die Geröllfelder. Dann kommt der Abstieg hinunter zur Atna. Ich brauche einige Zeit eh ich den richtigen Weg finde. Ein paar mal stehe ich vor einem Abhang der nicht passierbar ist und muss mich wieder ein ganzes Stück durch das Geröll zurück arbeiten. Dann finde ich endlich eine Passage über den Wildbach die nicht zu steil wirkt. Die Pulka lasse ich an einer Reepschnur den Hang hinunter. Auf der anderen Seite werde ich eines besseren belehrt. Fast eine Stunde kämpfe ich mit der Pulka und dem Hang. Ich sinke Hüfttief im Schnee ein und zerre den Schlitten Zentimeter für Zentimeter die Böschung hinauf. Irgendwann bin ich dann endlich oben und bleibe erst einmal hinter der Pulka im Schnee liegen und schnaufe. Diese Aktion hat mir alle Kraft geraubt und ich bin froh das ich nun auf der anderen Seite des Baches bin. Zu der Hütte Dørålseter sind es nun nur noch gut zwei Kilometer und ich bin heilfroh als ich keine halbe Stunde später endlich vor der Hütte stehe. Die Pulka lasse ich vor der Hütte stehen und heize den Ofen an. Hier auf dieser Hütte waren Nadine und ich vor knapp fünf Jahren schon einmal und was soll ich sagen, hier schaut es noch immer so schäbig aus wie damals.

Abends pfeift der Wind durch die Ritzen der Hütte und so wirklich warm will es nicht werden. Immer wieder gehe ich hinaus um Schnee zum schmelzen zu holen. Es ist unglaublich wieviel Eimer Schnee man benötigt um ein wenig Wasser zusammen zu bekommen. Lange bleibe ich auch nicht mehr auf und so bin ich am morgen schon wieder früh wach und breche sehr zeitig auf zur Grimsdalshytta. Von der Hütte folge ich der Schotterstrasse für einige Kilometer durch das Tal. Teils muss ich die Pulka durch den Strassengraben ziehen, weil hier kaum Schnee liegt.

Am Vortag hatte ich bei der Passage zwischen Rondvatnet und Dørålen einen Norweger mit Pulka getroffen der aus Hjerkinn kam. Er sagte erzählte mir das die Strecke von der Hjerkinn zur Grimsdalshytta ziemlich schwierig sein solle, da man auf dem letzten Stück zur Hütte steil ins Tal absteigen müsse und es runter schon fast unmöglich war und er ewig brauchte. Er glaube nicht das es bergauf machbar sei für mich. Auch solle die gesamte Strecke von Dørålseter nach Grimsdalshytta voll von Geröll sein.

Heute merke ich was er meinte und als ich zum Abzweig der Strasse auf die Winterroute komme staune ich. Vor mir liegt eigentlich auf dem Weg hinüber zum Haverdalen nur Eis, Fels und Flechten. Auf den Hügel liegt etwas Schnee, aber das wars dann auch. Kurz überlege ich ob man die Pulka vielleicht tragen könnte, aber die Idee verwerge ich schnell wieder.

Ich hole das Smartphone hervor und überlege wie es weiter gehen könne. Die bester Option wäre es wenn ich der Schotterpiste hinunter ins Tal folgen würde und dann zu sehe evtl ein Taxi organisiert zu bekommen.

Nach mehreren Kilometern das Tal hinab wird auch langsam der Schnee unterhalb der Baumgrenze auch besser und ich kann auch wieder die Ski anschnallen und die ein oder andere Abfahrt mitnehmen.

Das letzte Stück war noch einmal richtig schön und hat mir einen schönen Abschluss der Tour beschert. Auf meiner Pulka sitztend mit einem Tee in der Hand warte ich gegen 14 Uhr im Tal auf mein Taxi nach Folldal.

Keine halbe Stunde später ist der gute auch schon da und fährt mich in die Ortschaft. Unterwegs telefoniert er eine Runde damit ich meinen Bus noch nach Hjerkinn bekomme und lässt mich am Joker in Folldal auf einen Kaffee raus. Die Ausrüstung verbleibt solange im Taxi und einen Kaffee später fährt mich mein Taxi dann zum Bahnhof. Hier im Dorf ist das Taxi auch gleich der Bus. Pünktlich erwische ich meinen Zug nach Lillehammer und am Abend sitze ich bereits wieder im Breiseth Hotel von dem ich zwei Wochen zuvor gestartet war.

Zwei Tage später trifft auch Vanja in Lillehammer ein und wir verabreden uns zum essen in der nächsten Bar.

Aber auch uns hat nun hier in Norwegen das Coronavirus eingeholt. War zwei Wochen zuvor in Norwegen noch nichts von dem Virus zu spüren, hängen nun an allen Länden Hinweisschilder über Verhaltensregeln und überall steht Handdesinfektion zur benutzung bereit. An meinem Abreisetag ist dann auch das Restaurant geschlossen und für mich gibt es nur eine Art Lunchpaket für das Zimmer. Auch bei Vanja im Hostel ist das Restaurant geschlossen. Dänemark kündigt gerade an das es die Grenzen am kommenden Tag schließt und Norwegen meldet das alle Touristen die nach dem 26.02 eingereist sind sich in häusliche Quarantäne begeben sollten oder das Land verlassen müssten. Diese ganze Situation wirkt absolut surreal. Hatte man die letzten beiden Tage noch so gar nichts gemerkt und auf einmal ist das Land gefühlt im Ausnahmezustand. Am Bahnhof sowie auch später am Flughafen gehen alle paar Minuten Meldungen über Verhaltensregeln per Lautsprecher durch.

Am Ende ein wirklich seltsamer Abschluss der Reise und als ich dann Zuhause ankomme hat man doch ein wenig den Gedanken im Hinterkopf sich mit dem Coronavirus am Flughafen oder im Zug vielleicht doch angesteckt zu haben.

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