Backcountryski in Norwegen: Auf zur Troll-Loipe

Gebucht war ein Direktflug nach Oslo und ich wäre irgendwann um 15 Uhr in Lillehammer gewesen. Genug Zeit hätte ich auch noch gehabt, um einzukaufen und am nächsten Tag gegen 9 Uhr den Bus nach Nordseter zu nehmen.

Jetzt geht es erst einmal nach Kopenhagen, und dort stehe ich vier Stunden herum, schleiche durch die Shops, esse Mittag und weiß nicht, was ich mir noch alles anschauen soll. Inzwischen habe ich auch schon die siebte Stunde von Walter Moers Hörbuch „Rumo“ hinter mir.

„Rumo und die Wunder im Dunkeln“ ist ein Roman aus Walter Moers‘ Zamonien-Reihe und behandelt die Abenteuer des Wolpertingers Rumo, der nach seiner Kindheit als Gefangener der Teufelszyklopen seinen Weg in die Stadt der Wolpertinger findet und zu seiner großen Liebe Rala. Als alle Wolpertinger in die Unterwelt entführt werden, zeigt Rumo, dass er ein wahrer Held ist und rettet seine Artgenossen und seine große Liebe vor den bösen Einwohnern der Stadt Hel.

Zumindest vergeht die Zeit ein wenig angenehmer, während ich auf meinen Anschlussflug warte. Endlich um 17.50 Uhr geht es weiter und um 19 Uhr bin ich in Oslo Gardermoen angekommen. Bis mein Gepäck am Sperrgepäckschalter ankommt, dauert es noch ein wenig. Aber dann rollen die Sachen vom Band. Ich mache die Pulka wieder fahrbar und ziehe mein Geraffel hinüber zum Bahnhof. Der Zug kommt eine Dreiviertelstunde später und dann geht es gen Lillehammer. Dort komme ich kurz vor 22 Uhr an. Im Stasjonen Hotel, also im Bahnhofshotel, habe ich mir ein Zimmer für die Nacht gebucht. Ich schleppe alles hoch in das kleine Zimmer und falle nur noch ins Bett.

Am Morgen geh ich hinunter ins Restaurant, um mir am Buffet den Wanst vollzuschlagen. Im Anschluss schnapp ich mir meinen Rucksack und gehe in die Stadt zum Einkaufen. Ich brauche ja noch ein paar Lebensmittel.

Kurz vor dem Lagerplatz zieht es sich zu
Der Kocher heizt langsam auf

Ich setze mich wieder in Bewegung und folge dem Abzweig nach Rognhaugen. Es geht direkt zwischen ein paar Ferienhäusern den Berg hoch. Das Gelände wird ein wenig hügeliger und verlangt mir die nächsten dreieinhalb Kilometer einiges ab. Dann kommt der letzte Hügel hoch nach Rognhaugen. Ich stehe hier oben am Wegweiser, pfeife gefühlt aus dem letzten Loch und mache eine wohlverdiente Pause. Kurz vor mir sind zwei Langläufer angekommen, die sich, soweit ich es verstehe, über den Weg unterhalten. Ich schlürfe meinen Tee und genieße die Aussicht über das umliegende Gelände. Was mir auffällt, ist, wie wenig Schnee hier in diesem Jahr liegt. Aber das Gefühl hatte ich schon die ganze Zeit unterwegs. Und so sitze ich hier, krame mein Smartphone raus und suche Fotos aus 2020 von dieser Stelle.

In der Ferne liegt iregendwo das Tagesziel

Bei Nysætra angekommen, muss ich feststellen, dass die Loipe wohl diesen Winter nicht bedient wird, und jetzt noch querfeldein zu laufen, darauf habe ich echt nicht mehr den Sinn. Also weiter der Loipe nach und zwei zusätzliche Kilometer auf der Troll-Loipe. So langsam schleppe ich mich auch nur noch über die Piste. Die Luft ist für heute gänzlich raus, die Schulter zieht höllisch, und ich mache drei Kreuze, wenn ich gleich an der Wandervereinshütte angekommen bin. Dann kommt endlich der Abzweig, dem ich nun 4 Kilometer bis zur Straße folge. Irgendwann kommt auch diese in Sicht, und es geht an die letzte Etappe für den Abend. Ich quäle mich die Loipe hoch bis zur Hütte, und witzigerweise habe ich diesen elendigen Anstieg noch genauso in Erinnerung wie bei der letzten Tour.

Djupslia DNT

Es geht nun um den Gopollen herum und durch die gleichnamigen Ferienhaussiedlungen Midt und Nord Gopollen. Dann geht es langsam abwärts hinunter zur Gopollmyrene und in einer langen Linkskurve durch das Moor. Die Ski habe ich bereits inmitten der Siedlung abgeschnallt. Die Kurzfelle waren extrem am Stollen. Zu allem Überfluss scheine ich mir am Vortag eine ordentliche Blase zugezogen zu haben. Die hatte ich zwar heute Morgen mit Compeed abgeklebt, aber das scheint nicht geholfen zu haben. Bis zur nächsten Hütte, der Vetåbua, sind es keine 3 km mehr, und ich folge der Loipe langsam. Endlich kommt auch die Sonne raus und dieser graue Dunst verzieht sich.

Auf halber Strecke geht es noch einmal kurz durch lichten Birkenwald. Dahinter folgt dann wieder offenes Moor. Die Loipe verläuft nochmals in einer langen Linkskurve, an dessen Ende dann die Vetåbua kommt.

Gut 20 Minuten später stehe ich an der Weggabelung zur DNT-Hütte. Ich folge dem schmalen Pfad durch die Hüttenansammlung hindurch zur Haupthütte. Die Hütte scheint mir komplett allein zu gehören. So heize ich erst einmal den Ofen ein, hole ordentlich Brennholz aus dem Lager und fülle das Wasser auf. Dann gibt es eine Tasse heiße Schokolade, mit der ich mich draußen auf die Bank setze und die fantastische Aussicht zum Gopollen hinüber genieße.

Aussicht auf den Gopollen
Sonnenuntergang an der Vetåbua

Irgendwann wird es mir dann doch zu frisch und ich gehe rein und koche mir mein Abendessen. Später kommt noch ein Niederländer auf Schneeschuhen herein. Wir kommen schnell ins Gespräch und es wird ein echt interessanter Abend, der sogar noch mit Polarlichtern am Horizont zu Ende geht.

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